Mercedes/8 250C 2.8 Gr.II in der ADAC-Youngtimer Trophy

Eine „Sahne-Saison“ sorgt für den Gesamtklassensieg 1995

Mercedes/8 250C 2.8 Gr.II in der ADAC-Youngtimer Trophy: Eine „Sahne-Saison“ sorgt für den Gesamtklassensieg 1995
Erstellt am 12. Oktober 2017

Wir schreiben das Jahr 1994 als Mercedes-Fan Ralf Widdau einen Plan schmiedet.  Mit einem Mercedes/8 6-Zylinder möchte der Nordrhein-Westfale in der ADAC-Youngtimer-Trophy an den Start gehen. Dafür muss Ralfs bereits vorhandenes 250C 2.8 Coupé hinhalten, welches dann  für den Rennsport umgebaut werden sollte. Renn-Erfahrung inklusive Rallys und Slalom auf anderen Fahrzeugen war vorhanden. Homologation für diesen Mercedes als GR.II Tourenwagen gab es auch. Beste Vorrausetzungen also für ein erfolgreiches Debut, oder?

Kurz nach dem Entschluss kamen die ersten Schwierigkeiten auf. Es war sehr kompliziert die passenden „Tuningteile“ mit TÜV zu bekommen, da diese kaum angeboten wurden. „Wir wurden damals belächelt“, erinnert sich Ralf Widdau. „Ihr wollt mit einen Taxi Rennen fahren?“

Nach etlichen Gesprächen, Telefonaten und Recherchen wurde der Mercedes/8 Coupé nach Neuwied geschickt. Dort sollte der Erbauer Hemmerle einen FIA-zertifizierten eingeschweißten Käfig in das Coupé einbauen. „Damit vom Hof zu fahren war ein unglaubliches Gefühl.“ Im nächsten Schritt wurde dem zukünftigen Renn-Benz ein passendes Fahrwerk verpasst. Alle weiteren notwendigen Teile für den Renneinsatz wurden neu angeschafft. Ralf Widdau stand vor der Entscheidung für seinen Mercedes/8 einen FIA-Wagenpaß zu beantragen oder alles vom TÜV eintragen zu lassen. Ralf entschied sich für die Straßenzulassung. „Ich kann mein Coupé auf der Straße fahren. Und es macht Spaß!“

Alle Aufhängungen, Verschleißteile so wie Bremsen wurden bei Mercedes neu gekauft und eingebaut. Alles was technisch kaputt gehen könnte wurde gegen Neuteile ausgetauscht. Der Motor, ein M110 Vergaser wurden komplett zerlegt, überholt und feingewuchtet. Das 4-Gang Schaltgetriebe war auch ein Austauschgetriebe von Mercedes. In diesem technischen Zustand sollte während der Rennsaison nichts schiefgehen. Vor dem ersten Rennen in Assen (NL) bekam das Coupé dann noch frische Rennreifen. Nach Assen stand dann die Nordschleife auf dem Programm. „Für die Nordschleife haben wir die Hinterachse gegen eine Dieselachse getauscht. Zwar waren wir in der Endgeschwindigkeit langsamer (Motor dreht voll aus) aber wir kamen das Bergwerk bedeutend schneller und besser hoch. Mein Gott ist die Döttinger Höhe lang“, lacht Ralf Widdau. Innerhalb der Saison fuhr das Mercedes/8 Coupé alle Klassensiege ein, außer beim Slalom. Da wurde es „nur“ der 2. Platz. Ohne ein technisches Problem schaffte der Mercedes die komplette Saison. Teilweise wurden die Rennen, wie zum Beispiel die Sprintrennen auf der Nürburgring Grand Prix Strecke auf eigener Achse angesteuert.

Ralf Widdau schaffte mit seinem Mercedes/8 250C 2.8 1995 den Klassensieg in der ADAC Youngtimer-Trophy. Ein toller Erfolg. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl, daran werde ich mich immer erinnern“, so Ralf.

In der Folgesaison war das Team von Ralf Widdau mit weniger Glück gesegnet. Neben Geldknappheit kam noch der ein oder andere Defekt dazu, sodass Ralfs Renn-Coupé nach einer „verkorksten“ Saison in einen langen Winterschlaf fiel. Zudem war Ralf beruflich so eingespannt, das er seinem Hobby, dem Rennfahren nicht mehr nachkommen konnte. „Es kamen zwar Angebote von Rennteams, aber da ich beruflich im Ausland unterwegs war, konnte ich diese Angebote leider nicht wahrnehmen“, erinnert sich der Mercedes-Fan.

Im Jahr 2006 wurde das Coupé dann aus dem Dornröschenschlaf geweckt und es wurden alle defekten Teile, Gummis und Roststellen ersetzt und repariert. Das Fahrzeug wurde in Anlehnung an alte Zeiten in McLaren silbermatt lackiert. 2016 wurden neue Stoßdämpfer angefertigt und verbaut.

Eine Edelstahlauspuffanlage wurde angefertigt und montiert. Große innenbelüftete Bremse von der S-Klasse wurden eingebaut und alle Bremsleitungen gegen schwarz ummantelte Stahlflex ausgetauscht.

Das Fahrwerk von 1995 war beim Regen unschlagbar, könnte für die trockene Nordschleife aber härter sein. Also wurden im Sommer 2017 ein neues Fahrwerk individuell auf den Mercedes zugeschnitten.

Nun steht das Coupe mit H-Kennzeichen immer startbereit in Ralfs Garage. Rennen fahren möchte Ralf mit diesem Fahrzeug nicht mehr. „Ab und zu gibt’s ein paar schöne Ausflüge mit dem Coupé.“ Nun sucht Ralfs Coupé einen neuen Besitzer. „Ich habe leider nicht mehr die Zeit und möchte mich andersweitig orientieren. Ich würde mich freuen, wenn mein Coupé in neue, gute Hände kommen würde.“

Kontakt: Bitte bei der Redaktion erfragen

 

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