Kultivierte Sportlichkeit: Mercedes-Benz C43 W202

Keiner für alle: Der 98er C43 AMG ist ein Sportwagen für Kenner mit dem Hang zum Understatement

Kultivierte Sportlichkeit: Mercedes-Benz C43 W202: Keiner für alle: Der 98er C43 AMG ist ein Sportwagen für Kenner mit dem Hang zum Understatement
Erstellt am 17. Juni 2016

Der Mercedes-Benz C43 AMG der Baureihe W202 ist kein Auto für offensive Draufgänger. Der mit sportlicher Souveränität gepaarte Understatement-Faktor ist bei diesem Stern ausgeprägter als ein nach außen gekehrtes und aggressiv betontes Überholimage. Dabei hat es der C43 voll drauf bzw. drin. Die fahraktiven Werte dieser C-Klasse sind ganz Sportwagen. Dass der Mercedes-Benz C43 AMG ein auf den ersten Blick unterschätzter Könner ist, der seine Talente nicht bei jeder Begegnung sogleich preisgibt, ,schätzen Kenner der Materie besonders. Oliver Sprenger ist einer von ihnen.

Der Mercedes-Benz C43 AMG gehört schon fast zu den Silberrücken unter den AMG-Sportwagen. Aufs erste Hinschauen könnte man den Wagen für eine C-Klasse ohne besonderen Biss halten. Aufs erste Hinhorchen freilich vernimmt man sofort das samtige Brabbeln des V8, was auf mehr Potenz, als die Karosserie anzuzeigen bereit ist, hindeutet. Das oft bemühte Wort vom Wolf-im-Schafpelz trifft hier ohne Abstriche zu. Der Nobody-Effekt ist es, den viele C43-Besitzer damals gut fanden und der auch heute noch seine begeisterten Fans findet.

C-Klasse mit Überraschungseffekt

Unter gewissen Gesichtspunkten ist der C43 der Baureihe W202 eine Wundertüte, in der jede Menge V8-Fahrspaß steckt. Der Überraschungseffekt im Kreise der Rivalen der Rennbahn ist garantiert, sobald der wackere Wagen seine müde scheinenden Glieder streckt und in Aktion tritt. So ist der C43. Von außen sieht man scheinbar nix. Die schöne Stärke ist aber da, denn sie kommt von innen!

Der Mercedes-Benz C43 AMG im Rückspiegel

Der achtzylindrige C 43 AMG mit Fünfgang-Automatikgetriebe wurde auf der IAA im September 1997 vorgestellt und trat die Nachfolge seines sechszylindrigen Vorgängers C36 AMG an, von dem bis Juni 1997 immerhin 5221 Exemplare gebaut worden sind. In der Preisliste vom 1. September 1997 wird für den C 43 AMG in der Serienausstattung ein Kaufpreis von 114.425 DM aufgeführt (entspräche in heutiger Währung knapp 60.000 €). Der neu entwickelte, 225 kW (306 PS) starke 4,3-Liter-Motor ist als V8-Triebwerk mit 90 Grad Zylinderbankwinkel ausgelegt. Ausgestattet wird die 410 Nm Drehmoment-Maschine mit Dreiventiltechnik und Doppelzündung, ein Automatikgetriebe bringt die Kraft auf die Straße.

Der 250 km/h schnelle (elektronisch abgeregelte) Wagen spurtet in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der C 43 AMG ist unbestritten das Topmodell der Baureihe, erstmals trägt nun eine C-Klasse ein Achtzylinder-Aggregat unter der Haube. Zum Serienumfang gehörten die Fahrdynamikregelung ESP, eine Armauflage vorn mit Fach, eine Durchlademöglichkeit, vier elektrische Fensterheber, beheizbare Vordersitze, eine Klimatisierungsautomatik mit Motor-Restwärmeausnutzung, elektrisch verstellbare Sportsitze vorne mit Multikonturfunktion, Batterie mit größerer Kapazität, Lichtmaschine mit größerer Leistung und beheizte Scheibenwaschdüsen. Das Kombiinstrument ähnelt dem Exemplar aus der Sport-Version. Es hat einen schwarzen Rahmen, graue Zeiger und ebenfalls graue Zifferblätter, deren Skala bis 280 km/h reicht. Ebenfalls zweifarbig sind die Lederpolster und das AMG-Sportlenkrad.

Weitere AMG-spezifische Merkmale sind das Styling-Paket, der ovale Doppelrohrauspuff, das Sportpaket und die einteiligen AMG-Leichtmetallräder in den Dimensionen (Vorderachse) 7,5 J x 17 ET 35 und (Hinterachse) 8,5 J x 17 ET 30 mit Reifen 225/45 R 17 vorn und 245/40 R 17 hinten.

Gebraucht ein günstiges Geschoss?

Auf Gebrauchtwagen-Portalen im Internet kann man gegenwärtig einen Mercedes C43 AMG schon ab 4.000 € erwerben....dann aber in der Regel mit sehr hoher Laufleistung deutlich jenseits von 250.000 km. Wenn in zweiter und dritter Hand dann auch noch die Pflegebereitschaft nachließ und die hartnäckige Weigerung, die Wartungsintervalle einzuhalten, in einen Reparaturstau mündete, dann kann sich der vermeintlich billige Kauf schnell als teure Anschaffung entpuppen. Lichtmaschine, Nockenwelle Steuerkette, Automatikgetriebe, Motorlager, Querlenker. Mit den Jahren mehren sich die Wehwehchen....und das geht auf Dauer, wenn man es nicht selber richten kann, ins Geld.

Guter von Gestern

Was macht nun das frühe C43 Exemplar (Baujahr 1998) von Oliver Sprenger so besonders? Der Erhaltungszustand für dieses Auto, das ganzjährig als Alltagswagen bewegt wird, ist schon besser als nur gut zu bezeichnen. Eine erste Erklärung für diesen erfreulichen Tatbestand findet man in dem Pflegefleiß der Vorbesitzer dieses Wagens. Da wurde nicht gespart, geschlampt, gehudelt. Der Benz bekam stets die fachmännische Aufmerksamkeit, die er brauchte. Auch Oliver Sprengers Herz hängt am Erhalt des Guten von Gestern – und zwar prinzipiell: „Ich bin ein großer Freund von Nachhaltigkeit. Warum soll ich mit dem Kauf eines Neuwagens Ressourcen verbrauchen, wenn ein schon gebauter Wagen in Sachen Komfort und Fahrleistungen nicht nur mithalten, sondern es sogar noch ein bisschen besser machen kann. Nein, Neuwagen reizen mich nicht. Aus meiner Sicht fehlt es vielen neuen Entwicklungen der Gegenwart auch an Seele. Für mich ist der Mercedes-AMG C43 W202 der letzte echte AMG mit dem seinerzeit typischen harmonischen Dreiklang aus Understatement, Sportlichkeit und Gediegenheit.“

Früher war nicht alles besser. Aber manches war eben einfach gut!

Oliver ist in Sachen Fahrkultur ein Traditionalist. Dabei ist der 41jährige Geschäftsführer eines IT-Unternehmens alles andere als ein rückwärtsgewandter Mensch. In Sachen Fahrkultur aber ist ihm die Beständigkeit der Werte wichtiger, als schnelllebigen Trends zu folgen. “Beim Mercedes-Benz C43 AMG ist es doch so: War gut. Ist gut. Bleibt gut!”! So kann man es sehen. Und weil Oliver das auch so sieht, investiert der MIB, der seit 2014 die dynamische C-Klasse chauffiert, etliche zeitliche und finanzielle Ressourcen in die Erhaltung des absolut tageslichttauglichen Wagens. Die Vorderachse ist bereits erneuert, eine Hohlraumversiegelung schon getan und eine Neulackierung im Original-Farbton Smaragdschwarz-Metallic (“dafür wird der Wagen teilzerlegt”) steht für das Jahr 2017 auf seiner To-do-Liste.

Sparen muss man woanders

Ein schnelles Vergnügen ist der C43 – aber kein billiges. Wenn freilich wie hier die Liebe mitten durch den Wagen geht, rückt die finanzielle Dimension ein bisschen weiter in den Hintergrund. Einer wie Oliver Sprenger investiert gern in in diese Form der niveauvollen Sportwagen-Fahrkultur, bei der nicht ein markanter Spoileranbau, sondern äußere Bescheidenheit zur Zierde gehört. Auf dicke Hose will Oliver, dem Understatement wichtig ist, nicht machen. Der Aufwand für den finanziellen Unterhalt dieses Sterns gleicht freilich demjenigen von neueren Sportwagen. Doch der Einsatz lohnt sich, befindet der MIB.

Wer hat der kann.

Wer sportwagenmäßig inkognito verreisen will, sitzt im C43 W202 richtig. „Auf der Autobahn erkennt doch keiner das Potential dieses Mercedes“, weiß Oliver zu berichten. Dabei kann der Mercedes C43 von jetzt auf gleich wie Flottchen marschieren. „Die Fuzzy Dices hängen ja nicht umsonst am Spiegel!“ In 6,5 Sekunden spurtet die C-Klasse von 0-100 km/h. Im Auslieferungszustand war der Topspeed auf 250 km/h elektronisch begrenzt - auf Wunsch von Oliver wurde das Limit  mittlerweile werkseitig auf 280 km/h angehoben. 250 km/h - das war beim Debüt des Wagens 1997 mehr als ordentlich (wenngleich sich das Leistungsgewicht von 5,1 kg/PS nicht sehr sexy anhört). Mit 280 km/h ist der  C43 bis heute einer für die erste Reihe. Kurz und knapp: Wenn man will, dann lässt sich mit dem 306 PS starken Mercedes-Benz C43 AMG die Pole auf der linken Spur auch heute noch behaupten.

Vollausstattung XXL

Sehen lassen kann sich auch die Ausstattung von Olivers Mercedes-Benz C43. Zwei vollgetippte Seiten umfasst das Protokoll der Sonderausstattungscodes seines Exemplars. Olivers Wagen hat alles, was damals extra, gut und teuer war., ab Werk obendrauf und obendrein mitbekommen. Diese C-Klasse muss ein kleines Vermögen gekostet haben. Wer macht denn so etwas? „Vermutlich war das Auto ein Vorführwagen von AMG (die Affalterbacher sind denn auch als erste Besitzer eingetragen), um interessierten Kunden alles, was für dieses Modell möglich und zusätzlich erhältlich war zeigen zu können “, orakelt Oliver.

Darf es etwas extra sein?

Alles drin? Alles dran? Tutti completti? Nein, ganz so verhält es sich nun auch wieder nicht. Ein paar Dinge hat Oliver seinem C43 dann doch noch zusätzlich spendiert. Äußerlich beispielsweise erhielt der auf 18zölligen AMG-Styling-2-Felgen (Bereifung Bridgestone Potenza in 225/40 und 255/35) anrollende C43 eine Spoilerlippe hinten, einen Avantgarde-Grill, neue Nebelscheinwerfer, neue Streuscheiben und neue Blinker sowie LED-Rückleuchten.

Aufgemöbelt

In den Innenraum hielten ein Kombiinstrument vom CLK 55 AMG und eine Fußraumbeleuchtung vo/hi, Einzug. Der Behaglichkeit wegen wurden Dachhimmel und die Hutablage mit schwarzem Alcantara bezogen, das Vogelaugenahorn-Holzdekor neu furniert und die Innenraumleuchten auf LED in warmweiß umgerüstet. Ferner gibt es noch Pompadourtaschen an den Vordersitzen und einen Original Mercedes-AMG Chromschlüssel mit US-Panic-Button als Extras. Das sieht ja schön für Oliver aus. Und weil hier nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren mitfahren, wurden die Membranen der Lautsprecher des werksseitig verbaute BOSE-System zusätzlich mit dem SCT-Verfahren der Fa. Seta Audio behandelt, was eine verzerrungsarme Musik und Sprachwiedergabe garantieren soll.

Ich fahre - also bin ich

Sich den Mercedes-Benz C43 als Weggefährten zuzulegen, war für Oliver eine Entscheidung, die nicht (nur) aus dem Bauch heraus getroffen wurde. Wohl überlegte Gedanken gingen dem Kaufentscheid voraus. Ganz klar: Olivers Herz und Verstand sind mein C43 nämlich einer Meinung. Und das ist gut so, weil dieses Auto nicht nur Spaß macht, sondern auch Arbeit. Aber wenn ein MIB derart engagiert bei der Sache ist und sich bis zur letzten verdeckten Muffe mit seinem Stern identifiziert, dann senden Kopf und Bauchgefühl auf der gleichen Wellenlänge. Oder anders gesagt: Der C43 mit seinem 4,3-Liter-V8 und Oliver brabbeln im Gleichklang. Und es ist einfach herrlich beiden zuzuhören und die Begeisterung für dieses Stern zu spüren.

Text & Fotos: Mathias Ebeling

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Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz C43 AMG (W202)

Baujahr: 1998

Motor: V8-Motor, Hubraum: 4,3 Liter

Getriebe: Automatik

Räder: AMG Styling 2 in 8 x 18 ET31 vorn und 9 x 18 ET35 hinten

Reifen: Bridgestone Potenza 225/40 vorne und 255/359 hinten

Fahrwerk: Vorderachse komplett erneuert, Bremsen vorne neu, Stahlflexschläuche

Karosserie: Spoilerlippe hinten, Avantgarde-Grill, alle Streuscheiben und Blinker neu, LED-Rückleuchten, elektrisch anklappbare Außenspiegel

Innenraum:  Kombiinstrument vom CLK 55 AMG, Dachhimmel, Säulenverkleidung und Hutablage mit schwarzem Alcantara bezogen, Fußraumbeleuchtung vo/hi, Innenraumleuchten auf LED in warmweiß umgerüstet. Vogelaugenahorn-Holzdekor neu furniert, Pompadourtaschen an den Vordersitzen, Original Mercedes-AMG Chromschlüssel mit US-Panic-Button

Danksagung: Stephan Barbey für den Alcantarabezug; Mercedes-Benz Nühlen für Tipps, Rat & Tat sowie Ersatzteilversorgung

 

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