Täuschende Optik: 1991er Mercedes Benz 190 mit D wie „Daniel Dieseltrieb“

In der Ruhe liegt die Kraft – Entschleunigter „Baby Benz“ dank Selbstzündertechnik

Täuschende Optik: 1991er Mercedes Benz 190 mit D wie „Daniel Dieseltrieb“: In der Ruhe liegt die Kraft – Entschleunigter „Baby Benz“ dank Selbstzündertechnik
Erstellt am 27. Januar 2011

Manchmal täuschen uns Autos über ihre wahren, inneren Werte hinweg. Da gibt es Mehrleistung suggerierende Spoiler und Bodykits, obwohl ein Basis-Benziner unter der Haube tuckert. In unserer vorliegenden Geschichte ist die optische Täuschung noch viel gravierender. Nicht nur, dass hier kein kraftstrotzender Sechszylinder-Turbo-Kompressor zu Werke schreitet, es handelt sich bei unserem Mercedes Benz 190 trotz 16V-Karosseriebeplankung um einen gemächlichen Saugdiesel.

Als der Vater von Tin Kovacevic diesen 1991er Mercedes 190D kaufte, war Tin gerade mal vier Jahre alt. Trotzdem stand fest, dass die Limousine später mal Juniors erstes Auto werden würde. Ab und zu wurde der Wagen bewegt, es gab auch die eine oder andere, längere, Ausfahrt. Stets jedoch wusch der Vater das vierrädrige Familienmitglied liebevoll per Hand und stellte es wieder in die Garage.

Pünktlich zum 18. Geburtstag beulte sich die Glückwunschkarte, die Tins Eltern ihm überreichten, in der Mitte verdächtig aus. Bingo, das waren die Autoschlüssel zum Glück - der Baby-Benz war fortan seiner.

Tuning am Mercedes Youngtimer: Ruhig und gelassen

Statt nun in der Manier des jungen Wilden über das Auto herzufallen und es mit aller Macht zu tunen, besann sich der Student auf die Tugenden der dezenten Modifikationen und setzte in aller Ruhe das um, was er in all den Jahren an Informationen gesammelt hatte.

Das originale Triebwerk mit der Bezeichnung OM601 und seinen 1998 Kubikzentimetern Hubraum vermochte dem Asphalt mit seinen 75 Pferdestärken nun wahrlich kein Leid zuzufügen. Trotzdem ließ Tin für den Anfang einen AMG-Endtopf springen. Man weiß ja nie. Inzwischen hat er sich entschieden; ein 2.5 TD soll dem angehenden Mercedes Youngtimer zukünftig Feuer unterm Hinterteil machen.

Fahrwerkstechnisch war der Baby-Benz beim Erscheinen seiner Zeit weit voraus. An den Eigenschaften gab es ja auch nichts auszusetzen, lediglich die Fahrzeughöhe vertrug sich nicht mit Tins Sinn für dezentes Tuning. Ein Komplettfahrwerk, bestehend aus Bilstein Sportline Dämpfern und 60mm H&R-Tieferlegungsfedern sollte (und konnte) da Abhilfe schaffen.

AMG – Alles Muss Gehen

Da Tin ein Faible für den AMG Look hat, konnte es natürlich nur einen Typ Felgen geben, die er auf seinem Mercedes fahren würde. AMG Style II Räder in 7,5x17 ET35 mit poliertem Rand, lautete seine Wahl. Nachdem er die zeitlos schönen Rundlinge mit 205/40er Toyo Pneus bespannen ließ, ergab die erste Probemontage, dass noch Platz für 15mm starke Distanzscheiben war.

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Jetzt, da er so richtig warmgelaufen war, legte der Kroate los. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass das Thema Mercedes-Tuning in Kroatien ein äußerst zartes Pflänzchen ist. Teile oder Zubehör lassen sich nicht einfach mal so auftreiben. Trotz aller Widrigkeiten organisierte Tin ein originales Bodykit vom 16V-Modell. Mit den geänderten Schürzen, Schwellerabdeckungen und der Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel bekam der Wagen ein paar optische PS mehr. Scheinwerfer und Nebellampen vom USA-Modell erhielten ein BiXenon-Innenleben mit 6000-Kelvin-Brennern. Die kleinen Scheinwerfer-Scheibenwischer rüstete Tin ebenso nach wie die elektrische Antenne. Per Lasur errötete Rückleuchten runden das Optikpaket ab.

16V-Anleihen und (fast) Vollausstattung

Öffnet man eine der Türen, glaubt man sich in falschen Film. Diese Sitze hat es doch nie und nimmer in einem 190er Diesel gegeben!? Stimmt ja auch! Die Leder-/Stoff-Innenausstattung mit dem Karomuster entstammt mitsamt den Türverkleidungen einem originalen 2.3-16V Modell. Den Tachoeinsatz tauschte Tin gegen ein hochwertigeres Exemplar mit Drehzahlmesser und Aussentemperaturanzeige. Das originale Lenkrad wich einem lederbezogenen Sportline-Exemplar.

Und natürlich durfte das Thema Musik nicht zu kurz kommen: Ein Sony CDX-GT929 dient als Signalquelle und speist den Pioneer GT5300T 400Watt Verstärker. Daran baumeln Magnat- und Focal-Boxen sowie ein Jackson Subwoofer in einer selbstgezimmerten Kofferraumkiste.

Es gibt kaum ein Extra, welches Tin im Laufe der vierjährigen Umbauphase nicht nachgerüstet hätte. Nur beim Thema Motorleistung ist er noch nicht weiter gekommen und hebt sich dieses Extra für die Zukunft auf. So lange sind Ampelstarts und Elastizitätstests kein Thema für den Baby-Benz. Auch wenn so manch anderer Verkehrsteilnehmer angesichts der täuschenden Optik bei Rot schon mal mit dem Gaspedal spielt...



Text & Fotos: Igor Vucinic

Mercedes-Fans Facts

Typ: Mercedes-Benz 190D W201

Baujahr: 1991

Motor: 1998 ccm, Vierzylinder-Turbodiesel mit Vorkammereinspritzung, Kennbuchstabe OM601, serienmässiger Zustand, AMG Endtopf, 55 kW/75 PS bei 4600 U/min

Getriebe: Viergang Schaltgetriebe

Fahrwerk: Bilstein Sportline Stoßdämpfer mit 60 mm H&R Tieferlegungsfedern

Bremsen: Serie

Räder: AMG Style II in 7,5x17 ET35 mit poliertem Felgenrand, 15mm Distanzscheiben, rundum 205/40 R17 Toyo Proxes T1-R Reifen

[b]Karosserie: Umbau auf 16V Optik mit Schürzen, Schwellern und Spoilerlippe, US-Blinker und -Nebelscheinwerfer, BiXenon-Brenner mit 6000K, Scheinwerfer-Scheibenwischer, rote Rückleuchten

Innenraum: Sportline Airbag-Lederlenkrad, Tacho mit Drehzahlmesser und Aussentemperaturanzeige nachgerüstet, Sitze und Verkleidungen vom 2.3-16V Modell eingebaut, Scheibenfolie, MakeUp-Sonnenblenden, Carbonfolie, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber

ICE: Sony CDX-GT929 Receiver, Pioneer GT5300 Endstufe, Magnat Power Plus 102 und Focal K2 Power 130KR Lautsprechersystem, Jackson AL 3200 Subwoofer, Kofferraumausbau

32 Bilder Fotostrecke | Täuschende Optik: 1991er Mercedes Benz 190 mit D wie „Daniel Dieseltrieb“: In der Ruhe liegt die Kraft – Entschleunigter „Baby Benz“ dank Selbstzündertechnik #01 #02

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3 Kommentare

  • Dome

    Dome

    Grundsätzlich habt ihr da auch Recht ;-) War auch nur meine persönliche Meinung, da wäre mir die Arbeit zu schade gewesen wegen dem Basismotor. Was deen Reiz der Geschichte ausmacht war mir schon bewusst ;-)
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Für uns war der Gegensatz :" tolle Optik, vernünftige sparsame Technik " Anlass für die Geschichte.
  • Dome

    Dome

    Das Auto ist echt wunderschön bis ins kleineste Detail ;-) Der Motor wird bestimmt den dritten Weltkrieg überleben aber wäre mir persönlich doch etwas zu träge. Ein 2,6er als Basis hätte ich da passernder gefunden ;-)

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