Mercedes Sprinter siegt in der Wüste!

Video: Sabrina Trillmann & Astrid Ebermann gewinnen 24. Rallye Aicha des Gazelles//Fotos: Mayenga

Mercedes Sprinter siegt in der Wüste!: Video: Sabrina Trillmann & Astrid Ebermann gewinnen 24. Rallye Aicha des Gazelles//Fotos: Mayenga
Erstellt am 29. März 2014

Sabrina Trillmann and Astrid Ebermann, die wir hemdsärmelig "Sprinter-Girls" getauft haben, gewinnen mit ihrem Mercedes-Sprinter 4x4 ihre Klasse bei der 24. Rallye Aicha des Gazelles. Die Ralllye-Neulinge Claudia Uhlmann und Bianca Mühlhammer, ebenfalls auf Mercedes Sprinter fahren auf Platz 6 in ihrer Klasse Hier eine Zusammenfassung und ein Video der letzten Etappen.Teamchef Thomas Konzelmann berichtet direkt vom Geschehen.



Den Bericht zum Prolog und zur 1. Etappe finden Sie hier: 24. Rallye Aicha des Gazelles

Etappe 2: Rundstrecke NEJACK / NEJACK – Optimale Entfernung 192 km – Ungefähre Dauer: 10:40 Stunden

Ein verdammt langer Tag



8 Checkpoints liegen vor unseren Mädels, die ersten zwei dürften kein Problem sein, denn sie liegen entlang der Piste. Links und rechts dieser „Wüstenstrasse“ sind aber die gefürchteten grün-grauen „Blumenkohl“ Pflanzen oder auch Kamelgrass genannt. Die Dinger sehen völlig harmlos aus – fährt man aber drüber merkt man spätestens dann dass man etwas falsch gemacht hat. Diese Pflanzen sind hart wie Stein und das Wenigste was passieren kann, ist das man das Auto auf diesem Gebilde „aufbockt“ und es nur unter Schwierigkeiten wieder herunterbringt. Im schlimmsten Fall reißt man sich den Unterboden auf oder beschädigt lebenswichtige Teile. Also Mädels, aufgepasst

Die Daimler Gazellen gehen heute natürlich äußerst ambitioniert an die Sache ran: Gilt es doch den 2. Platz zu verteidigen oder noch besser im Klassement auf Platz 1 zu rutschen. Die Ralllye-Neulinge Claudia Uhlmann und Bianca Mühlhammer geben sich natürlich auch nicht mit dem 13 Platz zufrieden – Vorarbeiten ist die Devise.

Heute sind die Navigatorinnen gefragt. Das Gebiet ist äußerst schwierig, anzupeilende „Landmarks“ praktisch nicht vorhanden, oder wenn dann sind sie viel zu weit weg, um eine saubere und verlässliche Peilung zu erhalten! Zudem ist das Gebiet durchfurcht mit den tückischen Queds (alte ausgetrocknete Flussläufe) von unterschiedlicher Tiefe und stark variierender Festigkeit des Untergrunds. Hier ist die Fahrerin gefragt, die mit viel Gefühl und einem gesunden „Popometer“ an die Sache herangehen muss. Sonst heißt es Schaufeln und das ist bei 35°C in der prallen Sonne eher nicht witzig!

Astrid und Sabrina finden heute alle Checkpoints und erreichen ihr Ziel: Sie setzen sich an die Spitze des Felds mit 55 Strafpunkten – dicht gefolgt vom Team 318 (Delphine Descotes und Emilie Baubeste) auf Dacia Duster. Die beiden haben Glück und erreichen das Biwak gegen 19 Uhr noch bei relativ gutem Tageslicht.

Team 321 läßt sich da noch eine halbe Stunde Zeit und erreicht das „erlösende“ Biwak kurz vor 20 Uhr. Die beiden haben gut navigiert und alle Checkoints gefunden. Gut gemacht, so arbeitet man sich im Klassement vor: Von Platz 13 auf Platz 8. Weiter so! Die Mechaniker des Daimler Teams haben eine ruhige Nacht vor sich, den beiden Sprintern fehlt gar nichts!

Für viele der anderen Gazellen wird der Tag noch lange nicht zu Ende sein und 10 der Teams werden es nicht ins Biwak schaffen und müssen draußen übernachten.

Etappe 3: NEJJAKH / MECH IRDANE – Optimale Entfernung. 110 km – Ungefähre Dauer: 9:30 Stunden

Sand – und nichts als Sand



Im frühmorgendlichen Briefing um 5 Uhr wird schnell klar, was heute Sache ist. Die berühmt berüchtigten Merzouga Dünen stehen auf dem Programm und das heißt im Klartext: Sand – und nichts als Sand. Das Biwak wird heute über den Tag nach Mech Irdane umziehen. Für die fleißigen Marokkanischen Helferlein heißt das ein Tag Knochenarbeit. Die ganze Zeltstadt muss abgebaut, 60 Kilometer transportiert und dort – mitten im Nichts – wieder aufgebaut werden.

Astrid navigiert heute wieder meisterhaft, auf gerader Linie, sind die zwei Daimler Gazellen unterwegs. Bereits gegen 9 Uhr passieren sie Checkpoint 3 und stehen vor der Herausforderung: das Erg Chebbi „Dünengebirge“. Die beiden tasten sich jetzt langsam durch und sind bereits gegen 12:30 Uhr aus dem Schlimmsten heraus. Das ist gut so, denn nachts wird der Sand durch die kühlen Temperaturen bretthart. Die Mittagssonne und Temperaturen um die 35°C machen den Sand wieder bröselig und eigentlich unpassierbar. Das Team 321 mit Bianca und Claudia entfliehen dem Gebiet gegen 14 Uhr, nachdem die Beiden ihren Sprinter von einer Sanddüne befreien mussten. Bis zu den Achsen lag der Sprinter im weichen Sand. Claudia navigiert prima und die beiden erreichen alle Checkpoints und sind bereits gegen 19 Uhr im Biwak. Sehr gut – um diese Zeit gibt’s noch warmes Wasser zum duschen und die Örtlichkeiten sehen auch noch etwas einladender aus. Astrid und Sabrina können diesen Vorzug schon eine viertel Stunde früher genießen, nachdem sie alle Checkpoints erreicht haben. Gegen 21:00 Uhr der Lohn der Anstrengung: Auf der Anschlagtafel am Organisationszelt sehen die beiden dass Sie ihren Vorsprung zum Team 318 mit knapp 30 Punkten weiter ausgebaut haben. Claudia und Bianca haben sich heute auf Platz 6 vorgearbeitet.

Den beiden Sprintern geht es prima! Auf die Frage der Mechaniker was denn wohl defekt sei, antworten alle: „Nichts“.

3 Teams schaffen es nicht mehr bis ins Biwak und müssen draußen übernachten. Das heißt für die sechs Mädels: Morgens noch das Biwak finden und dann Start in die Marathon Etappe vor 12 Uhr ohne technischen Check – und noch viel schlimmer: ohne Dusche!

Etappe 4: MECH IRDANE/TINFOU Optimale Entfernung: 325 km Ungefähre Fahrzeit: 20:00 Stunden

Nach der ermüdenden Schaufelei in sandigem Terrain gestern, heute Start in die erste Marathon Etappe. Das heisst: Nicht im Biwak übernachten, Duschen und Entspannung, sondern draußen im „Nirgendwo“ und ohne Unterstützung der Service Mechaniker. 320 Kilometer liegen vor den Gazellen und es gilt insgesamt 12 Checkpoints aufzuspüren. Wieder zieht das Biwak um – nun nach Tinfou.



Die Schwierigkeiten fangen für die Meisten gleich morgens an: Das Gelände ist schwierig und zerklüftet und es gilt gut zu navigieren und die Route so festzulegen, dass am Ende auch ein Durchkommen ist. Umkehren kostet Strafpunkte. Astrid navigiert wieder auf der Ideallinie, obwohl die Karte heute schwierig zu lesen ist. Bereits gegen 11 Uhr erreichen die Daimler Gazellen Checkpoint 2 und haben um 16 Uhr dien kritischen Teil der Strecke bei Checkpoint 4 überwunden. Jetzt wird es ein bisschen einfacher. Auf der Ebene lässt sich auf weite Strecken gut navigieren aber die Distanzen zwischen den Checkpoints werden größer und auch der hier herrschende Dunst vereinfacht die Sache nicht wirklich. Die Mädels erreichen die Koordinaten von Checkpoint 6 noch vor der Dämmerung und schlagen dort ihr Lager auf. Der Checkpoint öffnet erst um 6 Uhr in der früh – damit ist das Tagessoll mehr als erreicht. Nach und nach trudeln auch die anderen Gazellen ein und bilden eine beeindruckende Wagenburg, in deren Mitte ein prächtiges Lagerfeuer lodert. Auch die Mädels des Teams Deutsche Handwerkszeitung sind mit von der Partie. Jede der Gazellen hat von daheim eine Spezialität mitgebracht und es wird geschlemmt unter freiem Sternenhimmel. Die beiden Mercedes Teams haben jetzt den Vorteil nicht im Zelt schlafen zu müssen –die riesige Ladefläche der Sprinter mutiert zum „Himmelbett“!



Punkt 6 Uhr macht der Checkpoint auf. Also schnell abgestempelt und weiter geht's nach einer Tasse Kaffee. Für die Daimler Gazellen läuft es weiter prima. Bei den Handwerks Damen fordert nun doch die ungewohnte Anstrengungen der letzten Tage ihren Tribut. Bianca geht es heute nicht gut. Ihr wird immer schwarz vor Augen und der Kreislauf will nicht so richtig! Den Notfall Knopf drücken? Kurze Diskussion unter den Beiden – nee! Claudia übernimmt das Steuer und auch die Navigation. Beide Aufgaben erfüllen ist natürlich nicht so einfach und es hat zur Folge dass es bei CP 7 bei den Dünen von Qued Bou Haiara dann schwierig wird. Zu allem Überfluss gesellt sich noch ein übler Sandsturm dazu, der die Sicht praktisch auf null reduziert. Mit viel Anstrengung finden sie ihn dann doch und müssen in Folge CP 9 auslassen. Sie erreichen das Biwak in der Dunkelheit gegen 20 Uhr. Astrid und Sabrina sind da schon mit Duschen fertig – sie haben das Biwak gegen 19 Uhr erreicht und haben alle Checkpoints in der Tasche bei einem absoluten Minimum an Mehrkilometern.



Abends wieder der obligatorische Blick auf die Anschlagtafel gibt den aktuellen Stand preis: Astrid und Sabrina weiter in Führung mit 93 Strafpunkten vor Team 318 mit 134 Strafpunkten. Ein Vorsprung von 60 Strafpunkten, der allein auf hervorragender Navigation basiert – Bravo Astrid und Sabrina! Bei den Handwerksgazellen haben die gesundheitlichen Probleme ihren Tribut gefordert und die zwei sind auf Platz 9 zurückgefallen. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.

Etappe 5: TINFOU / FOUM-ZUID – optimale Entfernung 300 km Ungefähre Fahrzeit 20:00 Stunden

Und noch ein Marathon



Das gab es bisher noch nicht – zwei Marathon Etappen direkt aufeinander! Die Mechaniker der anderen Teams haben die ganze Nacht wie die Wilden geschraubt, um die Fahrzeuge wieder flott zu bekommen. Die Mercedes-Mechaniker haben nach dem Check der eigenen Fahrzeuge unterstützt, wo es ging!



Für die Gazellen geht es heute in die Chegaga Dünen und in das gefürchtete Draa Tal mit seinen berüchtigten Sandverwehungen, in denen man sich fürchterlich festfahren kann. Astrid und Sabrina haben sich letztes Jahr dort verirrt und sich selber wieder befreit. Dies hat offensichtlich dazu geführt, dass Astrid sich dort besser auskennt als in ihrer Hosentasche. Schnurstracks führt sie den Sprinter auf der gedachten Ideallinie. Zu gut sein, kann aber leicht zum Fluch werden. Team 320 wird von den „Sherriffs“ angehalten und über eine Stunde durchsucht: „Wo haben die Beiden denn ihr GPS versteckt?“ Unverrichteter Dinge mussten die Vertreter der Organisation wieder abziehen, denn die beiden hätten den Geist der Rallye nicht verstanden, wenn sie so ein verbotenes Gerät irgendwo dabeigehabt hätten. Allen ist noch der Fall Corentine Quiniou allgegenwertig, die vor drei Jahren der Rallye verwiesen wurde, weil sie betrogen hat und dies nachdem sie jahrelang die Rallye gewinnen konnte. Team 320 übernachtete bei CP 7 und wieder gesellen sich viele Gazellen Teams hinzu. Für Team 321 wird es die erste Nacht allein in der Wüste sein. Bei Einbruch der Dunkelheit machen sie Halt zwischen CP 6 und 7 in der „Mitte von Nirgendwo“.



Am nächsten Morgen geht’s dann über den ausgetrockneten, riesigen IRIQUI See. Hier kommt der Navigationstrick der letzten Jahre wieder zum Einsatz. Die Navigatorin weist die Richtung nach der Peilung, Das Fahrzeug wird hinter ihr mit der richtigen Peilung aufgestellt, ein Streifen auf der Windschutzscheibe dient als „Sonnenkompass“ und dann geht’s immer geradeaus. Der Vorgang wird ungefähr alle 54 Kilometer wiederholt und man macht so eine Punktlandung am Checkpoint auf der anderen Seite des Sees. Beide Teams erreichen noch vor Sonnenuntergang das Biwak, das zwischenzeitlich wieder umgezogen ist. Der Lohn der Anstrengung: Team 320 hat die Führung weiter ausgebaut und Team 321 hat sich wieder auf Platz 7 vorgearbeitet. Bravo, die Damen!

Und die Autos: Keine Probleme weiterhin!

Etappe 6: FOUM-ZGUID / FOUM-ZGUID – Ideallinie 120 km - Geschätzte Fahrzeit 9:00

Sabrina und Astrid fahren das Ding nach Hause!



Auch die letzte Etappe sollte dank eines Sandsturms kein Zuckerschlecken werden. Im Grunde sind die letzten 120 Kilometer eher eine lockere Etappe, aber der Sandsturm macht ndas Navigieren schwierig. Da die Sicht doch arg begrenzt ist, müssen sich die gazellen an Punkten in der unmitelbaren Umgebung orientieren.

Zwar finden die Dacia Duster-Pilotinnen Delphine Descotes und Emilie Baubeste sich etwas besser zurecht, aber Sabrina Trillmann und Astrid Ebermann werden Zweite in der Tageswertung. Der Sieg in ihrer Klasse aber war ihnen nicht mehr zu nehmen und sie fahren "das Ding nach Hause!" Ihre Teamkameradinnen Claudia Uhlmann und Bianca Mühlhammer, ebenfalls auf Mercedes Sprinter rücken auf auf Platz 6 in ihrer Klasse vor. Und die Sprinter? Die waren top-vorbereitet würden auch noch weitere Etappen überstehen.



Text: Thomas Konzelmann

Wir gratulieren Sabrina Trillmann und Astrid Ebermann zu ihrem Rallye-Sieg!

58 Bilder Fotostrecke | Rallye Aicha des Gazelles 2014: Es geht los!: Gazellen auf dem Sprung: Die 24. Rallye Aicha des Gazelles startete wieder in Paris// Fotos: Sascha Belca, Mayenga #01 #02

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