„Unimoglich“: Langer & Bock Expeditionsmobil LB-U362.I

Der etwas anderer Unimog mit eingebautem Fernweh

„Unimoglich“: Langer & Bock Expeditionsmobil LB-U362.I: Der etwas anderer Unimog mit eingebautem Fernweh
Erstellt am 10. November 2014

Andere Kontinente entdecken, ab auf Weltreise gehen? Machbar - entweder wie alle anderen per organisierter Pauschalreise, oder mutig und individuell auf eigener Achse. Etwa mit einem Expeditionsmobil wie dem LB-U362.I von Langer und Bock. Genügend Kleingeld vorausgesetzt.

Unimog aucht Abenteurer

Einst war der Unimog das bevorzugte Basisfahrzeug für Generationen von Fernreisende, die lieber die alte Gräberstraße statt der deutschen Barockstraße befuhren. Kurz, er war erste Wahl, wenn es weit weg gehen sollte. Er bietet mehr Platz als ein reiner Geländewagen und ist nicht so unhandlich und groß wie ein "fetter" allradgetriebener Laster wie etwa der in der Szene immer beliebter werdende MAN Kat I.

Mittlerweile ist es in der Szene der Globetrotter um den Unimog ruhiger geworden, er ist heute als Neufahrzeug für Globetrotter fast so rar wie ein Kondomautomat im Vatikan. Um so erfreulicher, dass sich Langer & Bock aus dem rund 40 Kilometer von Stuttgart gelegenen Göppingen des höchst bewährten Allradlers annehmen. Mit dem LB-U362.I stellen sie auf der Basis des hochgeländegängigen Unimog U1550L mit seinem drehmomentstarken Sechs-Liter-Diesel ein neues Expeditionsmobil mit einem kompakten Kofferaufbau in GfK-Technologie vor.

Gut Ding will Weile haben

Michael Langer und Achim Bock widmen sich seit dem Jahre 1990 voll und ganz dem Bau exklusiver Expeditions- und Fernreise-Mobile. Bis heute haben der gelernte Schreiner und der Fahrzeugbau-Meister in ihrer Werkstatt im Schwabenland mehr als 150 geländegängige Reisefahrzeuge für abenteuerlustige Kunden auf die grobstolligen Räder gestellt. Langer & Bock, das ist eine kleine, aber hochgradig spezialisierte Firma, die - noch - nicht der Versuchung der Massenproduktion oder gar einer stückzahlenträchtigen Serienfertigung erlegen ist.

Daher müssen die neuen Besitzer eines Fernreise-Fahrzeugs aus ihrer Manufaktur auch schon mal ein bisschen länger warten, bis ihr neues, rollendes Zuhause bezugsbereit ist. Als Entschädigung werden die zahlungskräftigen Kunden mit Fernweg im Blut jedoch mit echter schwäbischer Handwerksarbeit, guter Qualität und mit deutlich sichtbarer Liebe zum Detail belohnt. Die Kunden wissen es offenbar zu schätzen, denn ob in der Hitze afrikanischer Wüsten, der Höhenluft der Anden oder in sibirischer Kälte: Ein Expeditionsmobil der Göppinger Spezialisten für Fernreise-Fahrzeuge sollte - schon im Interesse der Insassen, deren Wohlergehen oft genug von der Zuverlässigkeit ihres Mobils abhängt - auch unter widrigen Bedingungen weiterkommen und unbedingt sein Ziel erreichen.

Fahr, wohin Du willst!

Da ist das Universal-Motor-Gerät, abgekürzt Unimog, eine durchaus geeignete Wahl. Michael Langer und Achim Bock setzen für ihre neueste Kreation namens LB-U362.I auf den extrem geländegängigen Unimog U 1550 L mit Allradantrieb, Portalachsen und Differenzialsperren an beiden Achsen als Basisfahrzeug. Auf den flexiblen Leiterrahmen packen sie einen kompakten Wohnaufbau, für den erstmals ein völlig neues GfK-Plattenmaterial eingesetzt wird, das leichter, stabiler und besser isoliert sein soll als die konventionellen Sandwich-Platten. Wände, Dach und Boden des Wohnkoffers sind kältebrückenfrei verbunden, die Türen, Klappen und Fenster mit hochwertigen Dichtungen ausgestattet, die Staub und Wasser draußen halten.

Alles an Bord

Mit einer Länge von sechs Metern, 2,3 Metern Breite und einer Höhe von 335 Zentimetern bleibt selbst das Befahren schwieriger Geländepassagen noch problemlos möglich - und auch durch die Stadt lässt sich der Allradler mit dem Stern an der Haube noch recht entspannt manövrieren. Handgefertigt sind die Isolierglasfenster mit ihrer Argonfüllung, die in jeder Position sicher arretieren. Liebe zum Detail zeigt sich auch bei der Befestigung der zahlreichen Zubehörteile: Dachluken, Solarzellen, Antennen und Trägersysteme kommen – speziell im Dachbereich – ohne Befestigungslöcher aus, die potenzielle Fehlerquellen für einen Wassereinbruch darstellen könnten. Die neu entwickelte Tischkonstruktion erlaubt einen freien Durchgang vom Wohnbereich zur Fahrerkabine.

Im Gegensatz zur nüchternen und zweckorientierten Optik des kantig gestylten Unimogs und seines Aufbaus zeigt sich sich der Innenraum des Wohnkoffers recht wohnlich und mit höchst edlemm aber robustem Material ausgestattet. Den Korpus für die Möbel bilden Leichtbauplatten mit Hochglanz-Oberflächen und Beschlägen aus Edelstahl. Die Materialien für Küche, Arbeitstisch und Innenrahmen der Fenster bestehen aus farblich darauf abgestimmtem Mineralwerkstoff. Höchst nobel und das optische Highlight des Fernreise-Mobils ist der höchst edele und dennoch pflegeleichte Boden aus echtem Kaschmir-Granit, der auf einer Trägerplatte aus Aluminium verklebt ist. So soll eine möglichst gleichmäßige Wärmeverteilung der Fußbodenheizung erreicht werden. Schließlich kann es in den Anden, in Alaska oder den Weiten Sibiriens ja schon ganz arg kalt werden. Und damit die neuen Eigner auch nirgendwo frieren müssen in ihrer rollenden Behausung, sind gleich zwei voneinander unabhängige Warmwasser-Zentralheizungen für den Wohn- und Sanitärbereich verbaut. Sie können von verschiedenen Energiequellen versorgt werden, sind für Höhen bis 5.000 Meter ausgelegt und verfügen über eine Motor- und Aufbauvorwärmung.

Am LB-U362.l ist alles toll - bis auf die Modellbezeichnung

Auch ansonsten ist der Unimog mit der etwas sperrigen Modellbezeichnung LB-U362.I (Kleiner Hinweis, liebe Jungs von Langer und Bock: Dieser Wagen hat eindeutig einen schöneren und "griffigeren" Namen verdient) bestens ausgestattet, die Besitzer müssen auf kaum eine Annehmlichkeit verzichten. Die Küche punktet mit einem Induktionsherd sowie einem Mikrowellen-Ofen mit Backfunktion, auf Maß gefertigt sind der in GfK-Bauweise hergestellte Kompressor-Kühlschrank und die bis - 22°C kühlende Tiefkühlbox. Ein 20 Liter Schiffsboiler sorgt für Warmwasser, selbst eine „Pisten-Waschmaschine“ in GfK-Bauweise mit Temperatur-Mischregler ist im Wohnaufbau fest einlaminiert.

Mit an Bord sind auch eine 600 Watt-Solaranlage, ein IU-0U Kombiladegerät mit 3,5 KW / 230 V Wechselrichter und eine Ladeeinspeisung für 230 und 110 V, für Europa und Amerika. Die Bordelektrik ist auf 230 V / 24 V / 12 V ausgelegt, alle verbauten Leuchtmittel sind in stromsparender LED-Technik gehalten. Die Ladung der AGM Batteriebank (450 Ah / 24 V) erfolgt über eine Lichtmaschine und IU- Kennlinienregler. Ausgeklügelt und für den Einsatz abseits befestigter Straßen ausgelegt ist auch die Wasseranlage. Der 400 Liter fassende Frischwassertank ist konventionell oder Druck-befüllbar, je nach Wasserqualität ist die 3-Filter Entkeimungsanlage individuell bestückbar.

Einmal um die ganze Welt-...und die Taschen voller Geld!

Bereits optisch auffallende Sonderausstattung des Fahrzeugs sind die Stoßstange mit Xenon-Scheinwerfern, der Leichtbau-Dachträger mit Reserveradhalterung und Lastenkran sowie die abschließbare Sandblechhalterung. Und damit der Unimog auch eine Reichweite hat, die ihn jenseits eines gut ausgebauten Tankstellen-Netzes unabhängig macht, ist eine 500 Liter Kraftstoff fassende Aluminium-Tankanlage verbaut.

So viel Technik und Know-How gibt es natürlich nicht zum Spar-Tarif. Setzen, tief durchatmen, nicht dass es zur Schnappatmung kommt: Denn der Preis des vorgestellten Fahreugs liegt bei 386.450 Euro.



Autor: Gerhard Prien

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