Vor den 24 Stunden von Le Mans

Mit dem Mercedes-AMG GT S in Le Mans

Vor den 24 Stunden von Le Mans: Mit dem Mercedes-AMG GT S in Le Mans
Erstellt am 9. Juni 2015

Am 13./14. Juni 2015 findet des legendäre 24 Stundenrennen von Le Mans statt. Die „24 Heures du Mans“ sind so etwas wie die Mutter aller GT-Rennen. Genau deshalb waren wir mit dem AMG GT dort.

Schlechte Nachrichten für alle, die gern Listen führen. Die Liste mit den Autos, die man einmal (besser noch „mehrmals“) im Leben gefahren haben muss, ist um einen neuen Kandidaten zu erweitern. Der Mercedes-AMG GT ist definitiv auf diese Liste zu setzen – erst recht als GT S.

Und wir würden sogar noch weitergehen. Es gibt Orte, da muss man mit diesem Auto gewesen sein. Nürburgring? Spa-Francorchamps? Auf jeden Fall! Sebring? Jaaaaa, vielleicht. Auf jeden Fall aber in Le Mans*, dem Urknall aller 24 Stunden-Rennen. Hier werden Sportwagenlegenden geschmiedet. Der Streckenverlauf ist seit 1923 von wenigen Änderungen abgesehen im Kern geblieben und führt auch heute noch teilweise über öffentliche Straßen. Wer nur ein bisschen Benzin im Blut hat, dessen Fantasie entzündet sich ganz schnell an den für jedermann frei befahrbaren Streckenabschnitten wie der Indianapolis-Kurve, dem 90-Grad-Knick Arnage oder der 5 km langen Hunaudieres-Geraden, auf der einst Geschwindigkeiten knapp über 400 km/h erreicht wurden, bis zwei zusätzliche Schikanen die Boliden etwas einbremsten. Für uns gilt freilich das offizielle Tempolimit auf französischen Landstraßen von 90 km/h.

Video-Fahrbericht: Mercedes-AMG GT S in Le Mans - 510 PS auf der Hunaudières!

 Der AMG GT S überrascht  mit seinem Testverbrauch

Gelegenheit sich einmal mit den aktuellen Borddaten zu befassen. Unser Testwagen ist der AMG GT S. Wie bei allen AMG-Modellen neuerer Produktion steht das „S“ für „Sportmodell“. Was im Detail heißt: S wie Splitter, S wie Spoiler, S wie schärfer. Die 48 Mehr-PS gegenüber dem 462 PS starken Basis GT machen den jetzt 510 PS starken Boliden tatsächlich scharf. Der feststehende Spoiler im Heck gehört ebenso zum S-Paket wie die zusätzlichen Aerodynamikhilfen an der Front und längs am Schweller. Damit entfernt sich der GT S noch einmal rund 20.000 Euro vom 115.430,00 Euro teuren AMG GT. Wir pilotieren sogar die Edition 1 und diese schlägt mit mindestens 148.512,00 Euro zu Buche. Und nun die erste kleine Überraschung: Nach knapp 800 km Anreise über deutsche und französische Autobahnen haben wir einen Durchschnittsverbrauch von 12,2 Litern erzielt.

37 Bilder Fotostrecke | Vor den 24 Stunden von Le Mans: Mit dem Mercedes-AMG GT S in Le Mans #01 #02 Messgeräte kaputt? In Deutschland hatten wir noch unsere üblichen Testrunden absolviert und dabei den GT S dort wo es möglich war, schnellstmöglich bewegt. In Belgien und Frankreich haben die Tempolimits die Reisegeschwindigkeit vorgegeben. Natürlich werden jetzt einige einwenden, dass man einen AMG nicht zum Spritsparen kauft und ganz ehrlich in Anbetracht der grandiosen Klangkulisse fährt man den GT S vielleicht sogar häufiger im Sport+ oder Race-Modus als es objektiv notwendig bzw. sinnvoll wäre. Aber es macht einfach sensationell viel Spaß, passt zu den rasanten Linien des AMG GT und turnt einfach an. Also am liebsten Sport+! Und dann der prüfende Blick auf den Verbrauch. 510 Bi-Turbo PS und einen Testverbrauch von 14,2 Liter. Das ist auch nicht gerade ungeil, oder?

Ob es an der Motorsport-infizierten Gegend liegt oder am GT S im Besonderen? Wo immer wir mit dem roten Zweisitzer auftauchen, schnellen die Daumen nach oben. Unsere spezielle #MIBSpeedweek-Beklebung mit der an Startnummern erinnernden Optik sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit. Vielleicht sogar eine Spur zu viel. So ist zu befürchten, dass der GT S vielleicht auch nicht ganz unschuldig daran ist, dass eine zum Auswärtsspiel nach Le Mans angereiste Profibasketballmannschaft, nachdem sich ihre Akteure am Vorabend des Matches lange mit uns über das Auto unterhalten hatten, tags drauf ihr Ligaspiel verlieren sollte. Bekanntlich schleicht sich der AMG GT ja in so manchen Traum. Mit – je nach Blickwinkel – ungutem Ausgang. Vielleicht ging es den Basketballern ja ganz ähnlich.

Mit dem Traumwagen AMG GT S raus aus der Komfortzone!

Die Verantwortlichen des ACO (der Automobilclub Ouest ist auch Veranstalter der 24 Heures du Mans) hatten uns freundlicherweise die Genehmigung erteilt, den GT S auf der abgesperrten Rennstrecke zu filmen bzw. zu fotografieren. Ist der Blick aus der Kanzel über die ellenlange Haube mit den beiden „Power-Domes“ wirklich schon auf jeder gewöhnlichen Straße ein Fall für verschärfte Gänsehaut, so bekennt der Autor an dieser Stelle, dass das Befahren der Start-und-Ziel-Geraden, vorbei an den beeindruckenden Tribünen, hier hart an den Bereich der Auto-Pornographie schrammt. Dann das Geschlängel nach Start-und Ziel und die leichte Aufwärts-Rechts in Richtung Dunlop-Bogen. Unfassbar g……eil! Aber da kann man nix gegen machen!!! Als Bengel eine Carrerabahn mit dem Reifenrundenzähler geliebt, 50 kg-Le Mans Literatur im Regal, zigmal das Movie „Le Mans“ mit Steve McQueen gesehen, selbst 15-mal dahingepilgert, erst als Fan später als Journalist. Und nun mit einem der aufregendsten GTs der Gegenwart über diesen geschichtsträchtigen Asphalt zu röhren, auf dem sich freilich auch die großen Dramen des Motorsports abgespielt haben, ist nur schwer in Worte zu fassen. Von Null auf Hundert in 3,8 Sekunden liest sich erschreckend banal. Fühlt sich aber in der realen Welt furios an. Erst recht an Ort und Stelle. Der GT S erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h. Das Auto vermittelt am Steuer sowohl äußerst präzise Rückmeldungen von der Straße als auch ein Gefühl dafür, hier tatsächlich 1,6 Tonnen zu bewegen. Gut so, in der Komfortzone gibt es schon genügend Kandidaten (auch von Mercedes-Benz), der AMG GT S ist da sehr authentisch und kommuniziert „Ich bin ein Sportwagen!“ Und der fühlt sich auch jenseits der 230 oder 250 km/h noch fantastisch an. Vor allem auch bei schnellen Kurvenfahrten. Es gilt zwar zuzupacken, ja, aber dann geht da einiges. Das gilt auch für die Karbon-Bremsanlage, die den AMG GT S erwartungsgemäß unermüdlich abfängt – fast schon brutal zusammen staucht.

Hier macht der AMG GT S einen Boxenstopp vor dem Restaurant "Auberge des Hunaudiéres", das auf unzähligen 24 Stunden von Le Mans-Fotos zu sehen ist. 

 

Das Prunkstück des GT S ist sein 510 PS starker V8. Jetzt als Vierliter mit Bi-Turbo-Aufladung. Übrigens mit Trockensumpfschmierung, was das Triebwerk vom C63 S unterscheidet. AMG zollt hier der enormen Querbeschleunigung Tribut, die der AMG GT S erreicht. Die Schmierung ist also g-sichert.

 

 

Hier unter dem legendären Dunlop-Bogen macht auch der feststehende Heckspoiler des AMG GT S eine hervorragende Figur und ich male mir gerade aus, wie es wohl wäre, jetzt im neuen Kundensport AMG GT3 zu sitzen. Wenn dieser Bolide auch nur ansatzweise einlösen wird, was sein Äußeres verspricht, dann dürfte der AMG GT 3 zum HULK des GT Sports mutieren. Gute Güte, was für ein Gerät! Ausstaffiert mit einem Grill, dessen Grinsen irgendwie an einen groben Gurkenhobel erinnert. Natürlich ist das keine Grußbotschaft in Richtung des Vorausfahrenden, sondern wenn da etwas gehobelt und geschliffen werden soll, dann natürlich nur die Hundertstel und Tausendstel auf der Ideallinie! Sie sehen schon, lieber Leser, die kühnsten Bilder stürzen auf den Autoren ein, aber ich versichere Ihnen, es erginge Ihnen kaum anders.

Bevor es hier völlig entgleitet, die wichtige Sachinformation, dass der GT S so fordernd er im wahren Sportmodus ist, im Normalbetrieb überraschend wenig Kompromisse von seinem Fahrer verlangt. Die Sitzanlage ist perfekt. Auch auf Langstrecken lässt es sich hier ermüdungsfrei sitzen. Das gilt im Übrigen auch für Zeitgenossen, die an knapp die 2-Meter heranreichen oder für jene, die die 120 kg überschreiten. Nachdem man sich in den dafür vorgesehenen Platz eingefädelt hat, fühlen sich die Insassen perfekt im AMG GT aufgehoben. Der Fahrer sitzt tief und hat die Kommandozentrale ebenso wie die vom Head up-Display eingespielten Daten bestens im Blick. Die 360 km/h-Anzeige flößt Respekt ein.  Die Mittelkonsole, die mit ihrer Einfassung und den acht Knöpfen eine V8-Konstellation andeutet, fällt schon sehr wuchtig aus, aber die Anordnung von Knöpfen, Düsen und Armaturen IST auch ein Teil des ganz besonderen GT-Erlebnisses. Das Kofferraumvolumen ist ausreichend groß, so dass zwei Menschen mit zwei Reisetaschen auf große Fahrt gehen können. Den Women-in-Benz (also den WIBs) sei gesagt, dass die Reisetasche auch für Abendgarderobe und „Schühchen“ dimensioniert sein darf.

#MIBspeedweek: Liegt der AMG GT liegt im Vergleich zum Wettbewerb auch auf der Ideallinie? 

Fahrbericht Mercedes-Fans.de unterwegs im neuen Mercedes-AMG GT-S Lange Schnauze, kurzes Heck. Das ist die klassische Rezeptur für einen Sportwagen seit es GTs gibt. Vor uns steht lauernd mit breiter Spur die neuste Kreation Keine Frage, dieses Auto wird so manchen um den Schlaf bringen. Und das nicht nur in der unmittelbaren Stuttgarter Nachbarschaft. Mercedes-AMG präsentiert mit dem GT S einen hochpotenten Sportwagen, der Porsche und Corvette in allen wesentlichen Punkten parolibieten kann, auf der Bremse sogar klare Vorteile verbucht und in Sachen Querbeschleunigung keinen Platzhirschen zu fürchten braucht. Zudem bringt der AMG GT/ AMG GT S noch das etwas unerwartete Kunststück fertig, seine Konkurrenten auch preislich von der Ideallinie zu drängen. Unser Kollege Luca Felshart deutete in seinem Fahrbericht (Kasten links) diese beiden Buchstaben „GT“ in „Geiles Teil“ um. Eine Interpretation, die man so stehen lassen kann. Erst recht hier in Le Mans, wo unser Testwagen im Rahmen unserer Speedweek vielleicht der erste Mercedes-AMG GT war, der unter dem Dunlop-Bogen durchgehechtet ist und wo auch heute noch Sportwagenlegenden geschmiedet werden.

 

 

Technische Daten Mercedes-AMG GT-S

(abweichende Daten GT in Klammern)

Antrieb: 8 Zylinder-Biturbomotor, Leistung: 510 PS/375 kW (462 PS/340 kW) bei 6.250 U/min (6.000 U7min),
max. Drehmoment: 650 (600) Nm bei 1.750 - 4.750 (1.600 - 5.000) U/min.
Kraftübertragung: AMG SPEEDSHIFT DCT-7 Gang Sportgetriebe, Transaxle-Bauweise
Vorderachse: Aluminum-Doppelquerlenkerachse
Hinterachse: Aluminum-Doppelquerlenkerachse
Bremsen: Verbundscheibenbremsen vorn und hinten belüftet und perforiert
Lenkung: Hydraulische Zahnstangen-Servolenkung
Räder: 265/35 R 19 (255/35 R 19) (v) und 295/35 R 20 (295/35 R 19) (h)
Radstand: 2630 mm
Spurweite v/h: 1.680 (v) und 1.651 (h)
Länge: 5.546 mm
Breite: 2.075 mm
Höhe: 1.288 mm
Wendekreis: 11,50 m
Kofferraum: 350 l
Gewicht, fahrfertig: 1.645 (1.615) kg
Zuladung: 245 (275) kg
zul. Gesamtgewicht: 1.890 kg
Tankinhalt: 65 l
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 (4,0) s
Höchstgeschwindigkeit: 310 (304) km/h
Verbrauch kombiniert*: 9,4- 9,6 (9,3) l

Testverbrauch: 14,2 l
CO2-Ausstoß: 219 - 224 (216) g/km
Preis: ab 134.351,00 bzw. 148.512 (Edition1 )/(115.430,00) Euro

 

*Mercedes-Fans fuhr mit dem AMG GT S über die öffentlichen Streckenabschnitte unter Beachtung des jeweils geltenden Tempolimits.

 

 

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