Mercedes-Benz G-Umbau zum expeditionstauglichen Reisemobil

Wie ein 17 Jahre alter Bundeswehr-Sani Mercedes G zu neuem Leben erwachte.

Mercedes-Benz G-Umbau zum expeditionstauglichen Reisemobil: Wie ein 17 Jahre alter Bundeswehr-Sani Mercedes G zu neuem Leben erwachte.
Erstellt am 6. August 2012

Was macht man, wenn man überraschend schnell sein Reise-Fahrzeug britischer Herkunft verkaufen konnte – und dringend ein neues Mobil sucht? Man macht sich ein paar Gedanken, über die Wünsche und Anforderungen, die das neue Fahrzeug erfüllen soll – und begibt sich im Internet auf die Suche. Genau so taten es Tim Bergerhof und seine Frau.

Klein und wendig sollte er sein, der neue Allradler, kompakt, geländegängig und robust. Und Wohnkomfort war gefragt, da es auch im Winter in kältere Regionen gehen sollte. Zur Auswahl standen ein Toyota HZJ mit festem GfK-Hochdach, ein Land Rover Defender 130 mit Absetzkabine oder ein Toyota Hilux mit Kabine.

Bei absetzbaren Wohnkabinen muss man zwangsläufig einen Kompromiss zwischen Geländetauglichkeit und Wohnkomfort finden. Das war Tim und seiner Frau Birgit von Anfang an klar. Expeditionskabinen haben ein Klappdach mit Stoff, was für den Einsatz im Winter nicht so ganz ideal ist. Schließlich geht durch das Stoffdach Wärme verloren. Große, geschlossene Kabinen von Tischer und Co. sind, so Tims Auffassung, nicht wirklich für den Einsatz im Gelände gemacht.

Wenn bei Bergerhofs eine Anschaffung ansteht, nutzt Birgit jede freie Minute für gründliche Recherchen im Internet, so auch diesmal. Eines Abends kam sie grinsend mit den Worten „ich hab da ein Auto gesehen, das zeig’ ich dir aber nicht, sonst hältst du mich für total bescheuert“ zu ihrem Mann. Wie alle Ehefrauen versteht sie es bestens, ihren Angetrauten hochgradig neugierig zu machen. Es kam, wie es kommen musste. Nach etwas Überredungskunst rief sie die Internetseite mit dem Sani G auf.

Eigentlich sollte es gar kein Mercedes G werden

Wenn bei Bergerhofs eine Anschaffung ansteht, nutzt Birgit jede freie Minute für gründliche Recherchen im Internet, so auch diesmal. Eines Abends kam sie grinsend mit den Worten „ich hab da ein Auto gesehen, das zeig’ ich dir aber nicht, sonst hältst du mich für total bescheuert“ zu ihrem Mann. Wie alle Ehefrauen versteht sie es bestens, ihren Angetrauten hochgradig neugierig zu machen. Es kam, wie es kommen musste. Nach etwas Überredungskunst rief sie die Internetseite mit dem Sani G auf.

Jetzt wusste Tim, warum sie dachte, dass er dieses Auto auf gar keinen Fall würde haben wollen. Denn irgendwann hatte er zu ihr gesagt, dass er „nie wieder“ ein altes Auto haben wolle. Schließlich habe er weder Zeit noch Lust um selbst zu schrauben.

Der Sani G aus dem Internet war 17 Jahre „jung“, ein ehemaliges Bundeswehr-Fahrzeug mit originalen 31.500 Kilometern Laufleistung auf dem Tacho. Zwar fand Tim den Mercedes G schon immer faszinierend, aber bisher blieb er wegen der reichhaltigen Elektronik, dem hohen Einstandspreis und der geringen Größe immer außen vor bei seinen Überlegungen rund um das nächste Reisefahrzeug.

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Bis jetzt – denn das Auto ist bei seinem Alter (fast) völlig frei von Elektronik, ist in einem tadellosen Zustand und die Abmessungen des Sani-Koffers sind ideal für das Vorhaben der Bergerhofs. Und hinzu kam dann noch die alles entscheidende Frage von Birgit: „Hast du nicht noch mal Lust auf so ein tolles Projekt? So wie früher mit dem VW Bus?“

Zu der Zeit weilen die Bergerhofs gerade an der Nordsee, um sich Absetzkabinen anzuschauen. Aus dem Strandkorb heraus telefoniert Tim über eine Stunde mit der Firma Extrem Motorsport aus Wuppertal. Er will erfragen, was mit einem alten G so alles möglich ist. Kann man problemlos große Reifen montieren, lässt sich ein stärkerer Motor einbauen, welche Fahrwerksmöglichkeiten gibt es, und so weiter und so fort? Wieder Zuhause wird der im Internet gesehene Sani G gekauft. Wie es eben so geht. Man kann ihn ja „mal ausprobieren“ - und mal schauen wie er sich so macht, und wie es sich so entwickelt. Das übliche Procedere eben.

Im Mammut Park beweist der alte Mercedes G seine Geländetauglichkeit

Für´s erste Kennenlernen spendieren Bergerhofs dem G ein Bett aus einer Sperrholzplatte, dazu einen mobilen Küchenblock und eine Kühlbox. Nach einer gut zweiwöchigen Probefahrt von der Ostsee zur „Abenteuer & Allrad“ nach Bad Kissingen war klar: „Das ist unser Auto“. Im Mammut Park wurde noch die Geländegängigkeit getestet, danach waren sich Tim und Birgit dann endgültig sicher.

Schon in Bad Kissingen hatten Bergerhofs Kontakt zu Ralf Hilwerling von Custom Campers, er sollte den Ausbau des San-Koffers erledigen. Viele Gedanken haben Bergerhofs schon bei der Planung für den Ausbau investiert, die G-Besitzer grübelten über verschiedenste Grundrissvarianten der Wohnbox. Durch langjährige Erfahrung mit und in Reisefahrzeugen wussten Bergerhofs ziemlich genau, was sie wollten. Klar war: „Es muss auf jeden Fall ein bequemes Bett rein, die Porta Potti Toilette muss auch in der Nacht zugänglich sein und das Bettbauen sollte einfach über die Bühne gehen“. Optimal wäre es, das Bettzeug tagsüber schnell und einfach verstauen zu können.

Der Sani-Koffer des G bekommt Möbel in Wild-Birne

Große Außenstauklappen für Campingmöbel und Grill und am besten eine auch von außen zugängliche Kühlbox waren Tim und Birgit wichtig. Eine Spüle und eine Außendusche wollten sie auch. Auf einen fest installierten Kocher hingegen wurde beim Ausbau bewusst verzichtet, denn Bergerhofs kochen ohnehin fast ausschließlich draußen.

Ab und an sollte man im Sani-Koffer auch mal zu viert sitzen können. Tim dazu: „Wir haben das Glück, klein genug zu sein, um quer zur Fahrtrichtung schlafen zu können. Das bringt einen enormen Platzvorteil“. Die Sitzgelegenheiten wurden direkt an den Hecktüren installiert, da man dort - bei geöffneten Türen - das absolute Terrassenfeeling genießen kann. Da das letzte Reisefahrzeug vor dem G mit Möbeln in grauem Dekor ausgestattet war, bekam der Sani-Koffer Möbel in Wild-Birne - um mal etwas Abwechslung zu bekommen.

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Der erste Weg des G führte zu Extrem Motorsport, hier wurden längere Federn und Koni Heavy Track Dämpfer sowie Felgen der Größe 8X17 und 315/70/17-er Reifen montiert. Anschlie- ßend ging es zu Custom Campers, dort wurden die Radkasten-Ausschnitte im Koffer vorge- nommen, neue Fenster und Außenstauklappen eingebaut. Außerdem übernahm Custom Campers den kompletten Innenausbau inklusive einem 108 Liter fassenden Frischwasser- tank und die Lackierung des Fahrzeugs. „Bei der Farbe haben wir lange hin und her überlegt“, gesteht Tim. „Schließlich fanden wir weiß am zweckmäßigsten - und wir waren angenehm überrascht, wie gut er uns in dieser Farbe gefällt“. Die Elektroversorgung hat Tim selbst eingebaut. Installiert hat er ein Waeco Automatikladegerät, zwei 110 Ah AGM Batterien und einen Wechselrichter.

Eine alte E-Klasse spendiert dem G-Reisemobil einen 3-Liter-Sechszylinder-Turbodiesel

Mit den serienmäßigen 92 PS des Saugdiesels und den großen Rädern hatte der Mercedes nicht mehr allzu viel Temperament. Tim formuliert es so: „Da der G quasi nicht mehr fuhr, ging es jetzt an den Motorumbau“. Die Firma Autogarage Huhn in Waldbröl liegt in der Nähe von Bergerhofs. Tim sagt, „die Firma erwies sich als absolut kompetent“. Gewissermaßen als „vorbereitende Maßnahme“ hat Tim eine alte E-Klasse mit dem begehrten Drei-Liter Sechszylinder-Turbodiesel gekauft, der es auf 147 PS bringt.

Vor dem Einbau wurden Motor, Turbo und Einspritzpumpe gründlich überholt, die passende Auspuffanlage aus Edelstahl fertigte die Firma F&F Motorsport aus Overath. Für erste Testfahrten wurde zunächst einmal die Viergang-Automatik aus der E-Klasse eingebaut. Mittlerweile musste die Automatik einem Fünfgang-Schaltgetriebe weichen, das die G-Manufaktur eingebaut hat.

Anschließend kam Mogli, so heißt der G seit seiner Lackierung, zu Desert Service. Firmen- chef Thomas Schiffzick und sein Team montierten vorne und hinten neue Stoßstangen, eine Seilwinde, diverse Unterfahrschutze, einen Zyklon-Luftfilter plus Schnorchel sowie einen Dachträger fürs Ersatzrad. Die erste größere Fahrt führte im vergangenen Sommer nach Island. Mogli hat die Reise mit Bravour gemeistert. Und Tim und Birgit freuen sich auf viele weitere Reisen mit ihrem Sani G.



Text: Gerhard Prien

Fotos: Birgit Bergerhof, Wolfgang Hauck, Markus Diesing

66 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz G-Umbau zum Expeditionsoffroader: Wie ein alter Bundeswehr-Sani Mercedes G zu neuem Leben erwachte. #01 #02

3 Kommentare

  • XxBernd

    XxBernd

    Hallo zusammen, wir sind auch dabei einen San-Wagen umzubauen und sind begeistert von eurem Umbau! Wir stoßen auch auf viele Fragen. Vielleicht könnten Ihr auch Kontakt (88454@gmx.de) zu uns aufnehmen? Vielen herzlichen Dank im Voraus schon! Liebe Grüße Bernd
  • Bastian Kröhnert

    Bastian Kröhnert

    Ich möchte mir auch einen San-Wagen fertigmachen und bin begeistert von eurem Ausbau. Ich würde mich sehr freuen, wenn Tim Kontakt zu mir aufnehmen könnte (bastian@mammutmarsch.de), weil ich ein paar Fragen zu einigen der Umbauten habe.
  • Defrost4711

    Defrost4711

    Hallo. Ich bin der Mario aus Sangerhausen. Lasse gerade einen 300er Puch BJ 89 für die Jagd und Alltag umbauen - beim Franco von der G-Manufaktur. Ich laß dort alles machen, die Bergehilfe um schweres Wild in das Auto zu ziehen, auch die Seilwinde vorn integriert in die Stoßstange, Fahrwerk, Reifen, Bodylift......ec.... . Bin von der Fachkompetenz wirklich beeindruckt . Welchen Grund hattest Du, noch andere Werkstätten aufzusuchen - außer den Aufbau natürlich. Gruß, Mario.

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