Interview mit Dr. Zetsche: Quo vadis Daimler?

Daimler Chef äußert sich zu Zukunftsfragen

Interview mit Dr. Zetsche: Quo vadis Daimler?: Daimler Chef äußert sich zu Zukunftsfragen
Erstellt am 24. August 2015

Im Interview mit dem Mittelstandsportal DUB.de spricht Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, Klartext über Google und Apple als mögliche Partner, die mangelnde Perspektive für die Brennstoffzelle und die Chancen der Digitalisierung in der Formel 1-Übertragung."Wir stehen vor der Neuerfindung des Automobils", kündigt Dieter Zetsche im Interview mit dem Mittelstandsportal Deutsche Unternehmerbörse (DUB.de) an. Aus Sicht des Daimler-Chefs konvergieren die Branche für Consumer Electronics und die Automobilindustrie. Das eröffne unglaublich viele Chancen. Der Grund: "Aus der Idee des autonomen Fahrens wird eine realistische Perspektive", so der Daimler-CEO. "Das Schlagwort heißt 'the third place': Neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz wird mit dem Auto ein dritter Raum geschaffen, in dem nicht nur am Steuer gesessen wird, sondern in dem auch gearbeitet, kommuniziert und entspannt werden kann."

Den "beeindruckenden Leistungen und der finanziellen Macht" von Google und Apple zollt Zetsche Respekt. Auf ihr Eindringen in sein angestammtes Territorium verfalle er allerdings nicht in Angststarre, sondern setze auf Wettbewerb oder Zusammenarbeit. "Eine Option könnte sein, dass die Autos in einem Joint Venture entstehen und wir diese dann bauen. Aber ich spreche hier rein fiktiv", pokert der Daimler-Chef mit Blick auf die Zukunft.Die genaue Rollenverteilung, wer Partner und wer Konkurrent werden könnte, sei laut Zetsche noch unklar: "Auf der einen Seite gibt es Felder der Zusammenarbeit mit diesen Firmen. Auf der anderen Seite kann es sein, dass wir um den gleichen Kunden mit unterschiedlichen Produkten buhlen."

Auf keinen Fall aber will Zetsche sich zum Zulieferer degradieren lassen. Auf die Frage, ob es denkbar wäre, dass Daimler für Google oder Apple Autos produzieren würde, antwortet er: "Wir wollen keine Lieferanten werden, die keinen direkten Kundenkontakt mehr haben und Hardware an Dritte liefern." Skeptisch zeigt sich der Daimler-Stratege mit Blick auf die Perspektive der Brennstoffzelle im Vergleich zum Elektroauto mit dem Energiespeicher Batterie: "Wir sehen, dass die Batterie schneller leistungsfähiger wird als erwartet. Der Vorteil der Brennstoffzelle ist deshalb heute geringer einzuschätzen als noch vor fünf Jahren." Daimler gilt als einer der Pioniere auf dem Gebiet der Brennstoffzellen-Technologie.

Kritisch äußert sich der Daimler-Chef auch zur medialen Inszenierung der Formel 1. Das Fernsehen kämpfe um seine Attraktivität als Medium. "Im Bezug auf die Formel 1 müssen wir uns natürlich fragen, wie diese Plattform weiterentwickelt werden kann." Der Inhalt, sprich die Rennen, seien klasse, so der Daimler-Chef. "Wir haben in der Vergangenheit selten so viele Überholvorgänge und Kämpfe auf der Strecke gesehen wie heute." Der CEO fordert daher, die Formel 1 stärker digital und interaktiv zu vermarkten. Hier habe man noch gewaltigen Rückstand. Vorstellbar wäre eine digitale Plattform von Daimler selbst. Seine Forderung: "Für die Formel 1 brauchen wir interaktive Formen." Vorbild sei das Reitturnier in Aachen, wo man bei der Dressur als Zuschauer eine Bewertung auf dem Smartphone oder Tablet abgeben könne. "Das macht Spaß, man ist dabei und nicht nur passiver Zuschauer. So etwas kann ich mir auch bei der Formel 1 vorstellen." (Quelle: obs/Deutsche Unternehmerbörse DUB.de GmbH/Copyright 2015 Daimler AG)

 

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