Formel 1 Grand Prix in Mexiko, Rennen

Die Silberpfeile siegen weiter, Konkurrenz kommt näher, Rosberg im WM-Fahrplan!

Formel 1 Grand Prix in Mexiko, Rennen: Die Silberpfeile siegen weiter, Konkurrenz kommt näher, Rosberg im WM-Fahrplan!
Erstellt am 31. Oktober 2016

Auf den ersten Blick verlief alles nach Plan: Lewis Hamilton siegt souverän, Nico Rosberg holt den zweiten Platz und liegt damit weiter exakt in seinem persönlichen WM-Fahrplan. Bei geneuerer Betrachtung mussten die Silberpfeil-Piloten beim Rennen in Mexiko allerdings diverse Schwierigkeiten und Hindernisse meistern, die die WM beinahe komplett auf den Kopf gestellt hätten.

Doch der Reihe nach: Lewis Hamilton scheint fahrerisch zu seiner alten, überlegenen Form zurück gefunden zu haben. In den jeweiligen Trainings-Sessions ließ er Nico Rosberg nicht den Hauch einer Chance. Das lag zum großen Teil daran, dass er die Reifen bei den schwierigen Bedingungen - Höhenlage auf 2.200 m, kühles Wetter, glatter Asphalt - besser zum Arbeiten bekam. Erst als Nico am Samstag teilweise auf die Abstimmung von Lewis wechselte, konnte er zum Briten aufschließen und Startplatz zwei sichern.

Rambo Verstappen kickt Rosberg von der Strecke!

Der Start war von vielen Beobachtern als Schlüssel-Moment im Rennen erwartet worden. Und so kam es auch. Die beiden Silberpfeile kamen recht gut weg, noch besser allerdings der auf roten Supersoft-Reifen gestartete Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Diese sollte im Rennen einmal mehr die Entertainment-Hauptrolle spielen. In der ersten Kurve bremste er sich in einem brutalen Manöver neben Rosberg, kollidierte mit ihm und schubste den Deutschen von der Strecke! Dieser reagierte geistesgegenwärtig, kürzte die Schikane ab und kam vor dem Holländer wieder auf die Strecke. Glücklicherweise war sein Auto nicht beschädigt, sonst hätte die WM schlagartig wieder ganz anders ausgesehen. Bestraft wurde Verstappen für dieses rüde Manöver im Übrigen nicht...

Hamilton verbremst sich und spielt Rasenmäher!

Fast gleichzeitig hatte der führende Hamilton ein ebenso großes Problem, das ihn fast die WM gekostet hätte. Er leistete sich beim Versuch, seine Führung in die erste Kurve zu retten, einen fulminanten Verbremser, verpasste die Kurve und schoss mehrere Hundert Meter durch das Gras. Dabei kürzte er die Schikane extrem ab und kam weit vor dem Feld wieder auf die Strecke. Auch hier blieb eine Bestrafung aus und auch das Auto war unbeschädigt. Allerdings handelte er sich einen extremen Bremsplatten ein, der ihn fast zu einem Boxenstopp zwang. Schließlich könnten die daraus resultierenden Vibrationen im schlimmsten Falle zu einem plötzlichen Aufhängungsbruch führen, wie Kimi Räikkönen im Jahre 2005 schmerzhaft erfahren musste. Nach langer Diskussion ließ man Hamilton, der durch einen Stopp ans Ende des Feldes zurück gefallen wäre und wohl alle WM-Chancen hätte begraben müssen, draußen und riskierte damit ziemlich viel. Aber es ging gut.

Verstappen gegen Rosberg zum Zweiten!

Lewis konnte seine Führung verwalten, nicht zuletzt deshalb, weil Rosberg immer stärker unter Druck von Max Verstappen geriet. Gerade bei den anstehenden Überrundungen verlor Rosberg viel Zeit. Im letzten Renndrittel konnte der aggressiv fahrende Verstappen aufschließen und sah seine Chance gekommen. Mit einem erneuten, sehr brutalen Manöver versuchte er Rosberg auszubremsen, kam dabei quer und schoss am Silberpfeil vorbei. Rosberg sah das Unglück kommen und lenkte nicht ein, weshalb ihm eine Kollision erspart blieb. Als Verstappen seinen Red Bull endlich abgefangen hatte, war Rosberg wieder an ihm vorbei. Aber auch hier war der Deutsche nur einen Hauch von einem Ausfall entfernt.

Technik-Probleme zwingen zum Drosseln!

Unterdessen kämpfte Lewis Hamilton unbemerkt mit einem neuen Problem. Zu hohe Auspufftemperaturen ließen beim Team die Alarmglocken schrillen und man musste die Motorleistung drastisch reduzieren. Lange war nicht sicher, ob die beiden Silberpfeile - Rosberg hatte gegen Rennende ein ähnliches Problem - überhaupt ins Ziel kommen würden. Aber am Ende brachten die beiden Piloten ihre Boliden sicher nach Hause und feierten einen weiteren Doppelsieg. Verstappen übrigens legte sich gegen Rennende noch mit Sebastian Vettel an, was ihm schlussendlich noch eine Fünf-Sekunden-Strafe wegen Abkürzens einbrachte. Dadurch musste er seinen dritten Platz an Vettel abgeben, obwohl er bereits vor dem Podest stand. So durfte Vettel den Pokal für den dritten Platz entgegen nehmen. Kurioserweise musste er diesen aber etwas später an Ricciardo weiter reichen, weil Vettel nach dem Rennen ebenfalls eine Zeitstrafe wegen eines Manövers gegen den Red Bull Piloten aufgebrummt bekam. Hier hat sich die Rennleitung wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Hier muss endlich eine klare Linie bei den Bestrafungen her!

Davon unberührt ist die Situation an der Spitze zwei Rennen vor Schluss unverändert. Nico Rosberg genügt ein zweiter und ein dritter Platz, um seinen Traum vom WM-Titel endlich zu verwirklichen. Das Rennen in Mexiko zeigt aber, wie dicht man an Aus- und Unfällen vorbeischrammen kann. Noch ist nichts entschieden!

Lewis Hamilton  Ich hatte an diesem Wochenende eine richtig gute Pace. Das Auto fühlte sich vom Start bis ins Ziel sehr stark an - es war wie Tag und Nacht im Vergleich zum letzten Jahr. Ich hatte einen guten Start, aber der Weg bis zur ersten Kurve ist sehr weit. So waren alle in meinem Windschatten. Die Bremsscheibe am rechten Vorderrad war auf der Einführungsrunde verglast und ich konnte das nicht beheben. Ich dachte, dass es vielleicht okay wäre. Aber als ich bremste, blockierte sie, als sie heißer wurde. Deshalb pflügte ich durch das Gras. Ich hatte Glück, dass ich durchkam und auf der anderen Seite der Strecke weiterfahren konnte. Danach hatte ich einen schlimmen Bremsplatten, und zwar einen richtig fetten. Aufgrund der Vibrationen konnte ich kaum das Ende der Geraden erkennen. Ich wusste wirklich nicht, ob das meine Aufhängung durchhalten würde. Ich hatte echt Glück, dass ich meinen Reifen dabei nicht zerstört habe oder zu einem frühen Stopp hereinkommen musste. Zum Glück bekam ich es unter Kontrolle und konnte schon recht früh etwas Gas rausnehmen. Es ist schon verrückt, dass ich jetzt 51 Siege habe. Schade, dass diese Ergebnisse erst so spät in der Saison eintreten - vielleicht sogar zu spät. Ich könnte jetzt zurückblicken und sagen: Wenn Malaysia nicht gewesen wäre, würde ich mich jetzt in einer anderen Situation befinden. Aber so ist der Rennsport eben. Ich kann nur mein Bestes geben und hoffen, dass es so läuft wie an den vergangenen beiden Wochenenden. Die Geschichte zeigt, dass es nie zu spät ist. Deswegen greife ich weiter an und gebe alles, um Wochenenden wie dieses zu wiederholen. Ich hatte hier noch zuvor nie gewonnen und es ist ein großartiges Gefühl, vor dieser riesigen Menschenmenge zu stehen. Jetzt konzentriere ich mich aber voll auf Brasilien. Dort habe ich ebenfalls noch nie gewonnen. Wenn ich aber diese Performance in das nächste Rennwochenende mitnehmen kann, befinde ich mich in einer guten Position. Ich denke, solange ich das Gefühl habe, dass ich in den letzten Rennen mein Bestes gegeben habe, kann ich mit dem Saisonende zufrieden sein.

Nico Rosberg  Die mexikanischen Fans waren erneut außergewöhnlich. Schon auf der Fahrerparade vor dem Rennen bekam ich Gänsehaut. Aber als die Menschen bei der Siegerehrung meinen Namen riefen, war das für mich der emotionalste Moment des Wochenendes. Vielen Dank an alle, die diese Veranstaltung möglich gemacht haben, und auch an jeden mexikanischen Fan, der heute hier an der Strecke war. Checo Perez und Esteban Gutiérrez können wirklich sehr stolz auf ihre Landsleute sein. Ich erlebte heute ein hartes Rennen. Ich kam am Start gut weg und dachte, dass ich Lewis die Führung abnehmen könnte, weil er sich stark verbremst hatte und durch das Gras fahren musste. Danach traf mich plötzlich Verstappen, der sich ebenfalls verbremst hatte, und drückte mich von der Strecke. Zum Glück wurde mein Auto dabei nicht beschädigt und es kostete mich keine Position. Lewis war heute ein wenig schneller, weshalb ich mein Ziel, hier erneut zu gewinnen, nicht erreicht habe. Aber Platz zwei ist auch nicht so schlecht. Jetzt freue ich mich darauf, nach zwei langen Wochen wieder nach Hause zu fliegen und mich ein wenig mit meiner Familie zu erholen, um dann in Brasilien gestärkt zurückzuschlagen und wieder nach dem Sieg zu greifen. Ich glaube, dass die Strecke in Interlagos unserem Auto besser liegt. Deshalb freue ich mich darauf, dorthin zu kommen, und zu erfahren, wie wir uns schlagen.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef  Von außen betrachtet sah dieses Rennen vielleicht einfach aus, aber das war es ganz gewiss nicht. Alles begann in der ersten Kurve, als Lewis sich einen Bremsplatten vorne rechts einhandelte. Danach standen wir vor einer schwierigen Entscheidung: Die Vibrationen hätten noch schlimmer werden können und einige davon waren wirklich besorgniserregend. In einem normalen Rennen hätten wir ihn an die Box geholt, da das Risiko eines Reifenschadens oder eines noch schlimmeren Vorfalls zu groß gewesen wäre. Aber heute hätte ihn so ein Stopp die Weltmeisterschaft gekostet. Wir diskutierten viel mit den Ingenieuren, wogen die positiven und negativen Aspekte der Entscheidung ab. Und natürlich überwachten wir die Daten auf jeder Runde. Schlussendlich glich sich das Pech von Lewis aus diesem Jahr ein wenig aus und er überstand diese Situation. Wir holten ihn so früh wie es seine Einstopp-Strategie zuließ an die Box. Danach konnte er die Pace bis zum Ende kontrollieren, obwohl die Auspufftemperaturen sehr hoch waren und wir einige Motor-Einstellungen vornehmen mussten, um alles im Griff zu behalten. Für Nico war es heute etwas schwieriger, da er das gesamte Rennen über unter Druck von den Red Bull stand. Trotzdem beging er keinen Fehler, blieb cool und beendete das Rennen auf einer sehr ordentlichen zweiten Position. Dabei musste er in den Schlussrunden auf das gleiche Temperaturproblem wie Lewis achten. Insgesamt war es ein großartiger Tag, an dem Lewis zeigte, dass er einer der Größten unseres Sports ist. Mit 51 Siegen stellte er die Marke von Alain Prost ein. Herzlichen Glückwunsch an ihn zu dieser unglaublichen Leistung. Jetzt geht es nach Brasilien und alles ist für den Endspurt bestens gerichtet. Lewis wird bis zum Ende weiterkämpfen, aber Nico hat die WM selbst in der Hand. Mit einem Sieg in Sao Paulo könnte er sich zum Weltmeister krönen. Unsere Aufgabe ist klar: Wir müssen den Jungs ein perfektes, fehlerfreies Auto geben, mit dem sie es auf der Strecke ausfechten können. Darauf werden wir uns bei der Vorbereitung konzentrieren.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)  Das war ein fantastischer Tag. Dieses Publikum ist eines der besten der gesamten Saison und ich hoffe, dass wir ihnen gute Unterhaltung geboten haben, ganz besonders am Ende des Rennens. Es ist unglaublich, dass unsere beiden Fahrer nach so einem hart umkämpften Wochenende auf den ersten beiden Plätze auf dem Podium gestanden haben. Lewis hat sich mit einer großartigen Leistung den Sieg geholt. Zu Beginn des Rennens standen wir alle stark unter Strom, nachdem er sich in der ersten Kurve einen Bremsplatten eingehandelt hatte. Die Vibrationen und die dadurch ausgelöste Belastung der Aufhängung lagen über den erlaubten Limits. Ich kann mich noch schmerzhaft an Kimis Aufhängungsdefekt in der Saison 2005 erinnern. Damals war es unter ähnlichen Umständen. Wir wussten in diesem Moment, dass ein Sicherheitsstopp Lewis das Rennen und wahrscheinlich auch die WM ruinieren würde. Deshalb entschieden wir uns dazu, die Daumen zu drücken und bis zum ersten Stopp weiterzufahren - den wir aufgrund des Problems ein wenig vorzogen. Von da an lief es für ihn recht normal und er konnte das Rennen von der Spitze weg kontrollieren. Nico kämpfte hingegen etwas mit der Pace. Er hatte einige Schrecksekunden mit Max und verlor Zeit durch Überrundungen. Aber er behielt einen kühlen Kopf und fuhr nach einem schwierigen Wochenende mit einem guten Vorsprung als Zweiter über die Ziellinie. Das Team und die Fahrer haben großartig gearbeitet, um ein perfektes Ergebnis bei diesem fantastischen Rennen einzufahren. Noch ein Wort zu Tony Walton, unseren Ersatzteil-Koordinator, der heute als Vertreter des Teams auf dem Podium gestanden hat. Tony gehört seit 17 Jahren zum Rennteam und wechselt nun in die Fabrik. So erhält er eine wohlverdiente Pause vom harten Leben als Vielreisender. Es war großartig, dass er heute dort oben stehen konnte und ein passender Abschied. Ich möchte aber auch Lewis zu seinem 51. Sieg gratulieren, womit er mit Alain Prost gleichgezogen hat. Ich hatte das Privileg, mit diesen beiden fantastischen Weltmeistern zusammenarbeiten zu dürfen. Dies ist eine ganz besondere Marke, die man einfach würdigen muss.

1 Kommentar

  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Verstappen nicht Bestraffen bei 2 bremse-angriffen ist eine Richtige Schande!

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community