Mercedes-AMG DTM-Fahrerkader 2016

Druck von unten für die Stammfahrer!

Mercedes-AMG DTM-Fahrerkader 2016: Druck von unten für die Stammfahrer!
Erstellt am 27. Oktober 2015

Knapp zwei Wochen nach dem Saison-Finale der DTM in Hockenheim und dem grandiosen Titelgewinn von Pascal Wehrlein kehrt langsam wieder Ruhe ein in den DTM-Tross. Und nicht zuletzt deshalb fängt das Fahrer-Karussell langsam aber sicher an, sich immer schneller zu drehen. Kernfigur dieses Spiels ist Meister Pascal Wehrlein, dessen Zukunft sprichwörtlich in den Sternen steht. Geht er zum Formel-1-Team Manor, das 2016 von Mercedes-Motoren angetrieben wird, und sammelt dort ungehelligt F1-Erfahrungen für einen späteren Einsatz im Werks-Team? Wir haben das bereits eingehend beleuchtet: DTM oder Formel 1? Was wird mit Wehrlein? Nun hat er es also geschafft: Pascal Wehrlein krönte sich einen Tag vor seinem 21. Geburtstag mit dem DTM-Meistertitel. Folgt jetzt die Formel 1?

In diesem Fall wäre mindestens ein Platz im Mercedes-AMG DTM Team neu zu vergeben. Aus dem Dunstkreis des Fahrerlagers war sogar zu hören, dass es zwei vakante Positionen für nächstes Jahr geben soll. Wer könnte also neben Wehrlein das Team verlassen? Die beiden 2015er Rookies Maximilian Götz und Lucas Auer haben in unseren Augen sehr gute Karten, ihre Plätze zu behalten. Beide haben nach normalen Eingewöhnungsproblemen teilweise sehr gute Leistungen gezeigt. Mehrere Platzierungen in den Punkten und gute Qualifying-Ergebnisse sind für Neueinsteiger in der hart umkämpften und extrem engen DTM keine Selbstverständlichkeiten, wie diverse Beispiele prominenter Piloten aus der Vergangenheit zeigen.

Lucas Auer (vorn) und Maximilian Götz (hinten) haben sich schnell eingelebt in der DTM.

DTM findet nicht nur im Cockpit statt!

Im Fall Götz kommt noch dazu, dass Max sich in den Rennen als extrem teamdienlich erwiesen hat, als er Meisterschafts-Favorit Wehrlein mehrmals zu besseren Platzierungen verhalf. Und auch außerhalb des Cockpits hat Götz für das Team großen Wert, denn er hat durch seine gereifte Persönlichkeit das Potenzial zum großen Sympathieträger. Die Zusammenarbeit mit Presse und Fans klappt bei ihm einfach sehr gut. Bei PR-Events agiert er sehr eloquent, humorvoll und schlagfertig, was ihm große Symphatien einbringt. Zudem hat er seine Formel-Ambitionen komplett hinter sich gelassen und könnte als Mercedes-AMG DTM-Mann für die kommenden Jahre aufgebaut werden.

Alles für den Stern: Maximilian Götz weiß, worauf es ankommt!

Höhen und Tiefen für einige Piloten.

Sein Team-Kollege bei Mücke Motorsport Daniel Juncadella ließ in dieser Saison immer wieder sein Können aufblitzen, ohne jedoch richtige Highlights setzen zu können. Ein fünfter Platz als beste Platzierung sowie ein 20. Gesamtrang 2015 sind angesichts der fahrerischen Qualitäten des Spaniers allerdings klar zu wenig.

Der Kanadier Robert Wickens konnte am Norisring das zweite Rennen gewinnen, nachdem er bereits am Samstag auf das Podium fuhr. Ansonsten lief beim schnellen Kanadier in dieser Saison fast gar nichts zusammen. Nach seinem Sieg konnte er nur noch ein einziges Mal in die Punkte fahren und wurde häufig in Kollisionen verwickelt.

Ganz ähnlich sieht es bei Christian Vietoris aus. In seinem fünften DTM-Jahr wollte der schnelle Mann aus der Eifel endlich ganz vorn mitfahren, zeigte aber nur durchwachsene Leistungen. Zudem war er etwas vom Pech verfolgt. Nachdem er am Norisring noch auf dem Podium stand, konnte er die letzten acht Rennen überhaupt nicht mehr punkten.

Die beiden Briten Gary Paffett und Paul Di Resta hingegen zeigten diese Saison, dass sie regelmäßig um vordere Plätze fahren können. Beide standen mehrmals auf dem Podium. Di Resta hatte aber einiges Pech, sonst könnte er in der Meisterschaft noch weiter vorn als am 8. Platz stehen. Paffett wiederum merkt man an, dass nach einigen schwierigen Jahren sein Wechsel zum neuen Team ART goldrichtig war, denn er hat den Spaß an der DTM und auch seine Motivation wieder gefunden. Gerade unter schwierigen Bedingungen überzeugt er regelmäßig mit tollen Leistungen und ist zudem noch ein absoluter Syphatieträger im Team.

Formel 3 als gute Vorbereitung für die DTM

Kommen wir zu den Nachrück-Kandidaten. Da muss zunächst der offizielle Ersatz-Pilot Esteban Ocon genannt werden, der beim Finale am Samstag durch eine Erkrankung von Juncadella ins kalte Trainings-Wasser geworfen wurde und sich sehr achtbar schlug. Und Piloten aus den Nachwuchs-Formeln - Ocon gewann letztes Jahr die F3 Euroserie - sind klassischerweise im DTM-Auto gut aufgehoben. Das gilt auch für den diesjährigen F3-Meister Felix Rosenqvist, der bereits Ende 2014 einen Mercedes-AMG C 63 DTM testen durfte, damals aber gegen Maximilian Götz und Lucas Auer das Nachsehen hatte.

Esteban Ocon durfte in Hockenheim bereits den erkrankten Juncadella vertreten.

Asch und Ludwig - klingende Namen mit viel Potenzial!

Das Beispiel Maximilian Götz zeigt aber, dass auch Fahrer aus den GT-Klassen im DTM-Fahrzeug gut zurecht kommen. Und da kommt man unweigerlich auf seinen Ex-Teamkollegen im Mercedes-Benz SLS GT3 Sebastian Asch, der mit ihm zusammen im Jahre 2012 ADAC GT Masters Champion wurde.

Kann Sebastian Asch seinem alten Kumpel Maximilian Götz in die DTM folgen?

Asch konnte zusammen mit Partner Luca Ludwig auch in diesem Jahr in seinem Zakspeed-SLS das GT Masters für sich entscheiden und Meister werden. Der Name Asch hat bei Mercedes-Benz zudem einen sehr guten Klang, seit Vater Roland in den 1990ern einer der absoluten Publikums-Lieblinge in der alten DTM war. Sebastian hat die DTM jedenfalls im Hinterkopf: "Nach den Erfolgen für Mercedes im SLS GT3 wäre die DTM natürlich schon ein Traum und auch ein Ziel für mich. Das ist nun mal eine der höchsten Motorsport-Serien der Welt und es wäre eine tolle Herausforderung, dort zu fahren. Zudem habe ich als kleiner Bub schon viel mit der DTM zu tun gehabt, habe damals vor dem Podium gestanden und geträumt, da will ich auch mal hin! Wenn ich die Chance bekäme, wäre es super, aber ich versteife mich nicht darauf." Mit seiner ruhigen, symphatischen Art und seinem Vater Roland im Hintergrund wäre Asch eine echte Bereicherung für die DTM.

 

Naturtalent Ludwig!

Das gilt mindestens in gleicher Weise für Luca Ludwig, dessen Vater Klaus Ludwig als mehrfacher DTM-Champion auf Mercedes-Fahrzeugen eine absolute Ikone war und ist. Zudem scheint Luca, der erst im Alter von 19 Jahren überhaupt mit dem Motorsport anfing, ein absolutes Naturtalent zu sein. Bereits sein allererstes Rennen im ADAC GT Masters konnte er auf Anhieb gewinnen! Es wäre spannend zu erleben, wie er sich im DTM-Auto schlägt! Als "Gesamtpaket" aus Performance, Persönlichkeit und Namen wäre Luca sicher eine Bereicherung für die Rennserie. "Es ist ein Kindheitstraum von mir, einmal DTM zu fahren. Ich bin in diesem Umfeld aufgewachsen und kenne noch viel Leute in der Szene. Auch fahrerisch habe ich bewiesen, dass ich mich schnell auf neue Autos einstellen kann. Es wäre toll, wenn ich eine Chance bekäme!" meint der 26-Jährige Bonner.

Zwei Fahrer mit solch großen Potenzial und solch klingenden Namen sollten sicher ganz oben auf der Liste der Team-Verantwortliche stehen. Die Außenwirkung wäre grandios. Zudem würden weitere GT-Piloten, die in der DTM erfolgeich fahren, die Qualität des GT3-Kundensport-Programmes im Hause Mercedes-AMG weiter aufwerten und beweisen. Dieses hat mit jungen, hungrigen Talenten wie Nico Bastian oder Jan Seyffarth noch weitere Pfeile im Köcher.

Mit der Entscheidung lässt sich das Team traditionell etwas Zeit. Möglicherweise finden auch in diesem Jahr noch Testfahrten statt, bei dem der eine oder andere Kandidat beweisen kann, was er im DTM-Auto drauf hat. Nachdem in der Vergangenheit oft Piloten aus den Formel-Klassen den Sprung in die DTM schafften, bringen Leute aus dem GT-Sport frischen Wind in die Rennserie, wie das Beispiel Maximilian Götz zeigt. Wir sind gespannt, wie sich die Lage in den nächsten Wochen entwickelt.

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