Formel 1 Grand Prix von Malaysia, Rennen

Der eine, der immer lacht!

Formel 1 Grand Prix von Malaysia, Rennen: Der eine, der immer lacht!
Erstellt am 5. Oktober 2016

Am Ende lacht im Moment immer nur einer - Nico Rosberg! Auch wenn es nach der ersten Runde überhaupt nicht nach einem erfolgreichen Tag für ihn aussah, konnte der Deutsche sich nach der Zieldurchfahrt über einen großen Schritt in Richtung des ersehnten WM-Titels freuen.

Glücks - und Pech-Strähnen!

Es ist schon erstaunlich, wie das Pendel zwischen den beiden Team-Kollegen und WM-Konkurrenten Nico Rosberg und Lewis Hamilton phasenweise hin und her schwingt. Nach Nicos großem Lauf am Saison-Beginn und seiner Sieges-Serie konnte sich im Anschluss Lewis Hamilton mit einer beeindruckenden Serie zurück melden, während bei Nico phasenweise gar nichts mehr lief. Seit der Sommerpause jedoch hat Nico Rosberg das Heft wieder fest in der Hand. Und hat dabei auch derart viel Glück, dass vielerorts wieder die Verschwörungs-Theoriene aus dem Boden schießen.

Alles lief für Hamilton - zunächst!

Der Große Preis von Malaysia in Sepang setzte dem nun die Krone auf. Eigentlich lief hier von Anbeginn alles für dem amtierenden Weltmeister Lewis Hamilton. Der hatte seinen Teamkollegen in allen Trainings fest im Griff und holte auch überlegen die Pole Position. Selbst der in letzter Zeit kritische Start gelang dem Briten fast perfekt. Nur Nico Rosberg kam noch ein Quentchen besser weg und konnte sich außen in Position für die zweite Kurve bringen, um dann innen den Führenden zu attackieren. Leider machte ihm ein "viermaliger Weltmeister-Torpedo" namens Sebastian Vettel einen dicken Strich durch die Rechnung, als er sich beim Bremspunkt vertat und Nico rammte. Der daraus resultierende Dreher warf den deutschen Silberpfeil-Piloten ans Ende des Feldes zurück. Vettel musste das Rennen aufgeben.

Geplatzte Motor-Träume!

Vorn zog Hamilton einsam seine Bahnen, verfolgt von den beiden starken Red Bull. Unter diesen Vorzeichen hätte der Brite wieder die Führung in der WM übernommen und damit Nicos starke Serie beendet. Dieser Traum platze im wahrsten Sinne des Wortes jäh, als der Mercedes-Motor im Heck des Silberpfeiles in Rauch und Flammen aufging. Der Champion war am Boden zerstört. Schließlich war dies eines der Triebwerke, die gerade erst neu installiert wurden und wegen denen er in Spa eine empfindliche Strafe hinnehmen musste. Hamilton ließ sich hinterher zu Kommentaren wie "Mercedes baut über 40 F1-Triebwerke und nur meine gehen kaputt!" hinreißen und nährte damit die Verschwörungstheorien. Daran änderte auch sein späteres Zurückrudern nicht mehr viel. Vielerorts ist man der Meinung, dass das Team mit gezielten Manipulationen endlich einen deutschen Weltmeister erzwingen will.

Hamilton deutet Verschwörung an!

In ganz deutlichen Worten: Das ist Quatsch! Mercedes-Benz ist in der Formel 1, um technologische Kompetenz zu demonstrieren und sich einem technologischen wie sportlichen Wettbewerb zu stellen. Um einen Fahrer zu bevorzugen, würde man nie das Herzstück der Überlegenheit, nämlich den Motor, opfern. Der Image-Verlust durch einen Motorschaden ist für einen Hersteller, der sich ja über den technologischen Vorsprung gerade dieses Motors definiert, viel zu groß. Um einen Fahrer zu bevorzugen gäbe es deutlich subtilere, billigere und auch weniger Image schädliche Möglichkeiten.

Rosberg mit beispielloser Aufholjagd aufs Podium!

Zurück zum Sportlichen. Nach dem Ausfall des Weltmeisters konnten die beiden Red Bull vorn in Ruhe den Sieg nach Hause fahren. Dahinter wurde es aber nochmal spannend. Nico Rosberg legte eine beispiellose Aufholjagd hin und lag kurz vor Rennende bereits wieder auf dem dritten Platz! Dabai quetschte er sich in einem harten Manöver auch am Ex-Champ Kimi Raikkönen vorbei. Für diese Aktion kassierte er eine umstrittene 10-Sekunden-Strafe, die nach dem Rennen hinzuaddiert wurde. Nico musste in den verbleibenden Runden also alles geben, um mehr als diese 10 Sekunden Vorsprung gegenüber dem Finnen herauszufahren, damit er seinen Podestplatz behalten konnte. Und es gelang! Glückwunsch zu diesem Kraftakt!

In der WM liegt Nico nun 23 Punkte vor seinem Team-Kollegen Lewis Hamilton. Das mag zwar ein komfortabler Vorsprung sein, aber das Beispiel Malaysia hat deutlich gezeigt, wie schnell sich Dinge ändern können. Auch wenn Hamilton nun wieder einen Motor weniger hat, ist noch nichts entschieden. Für Hochspannung ist schon kommendes Wochenende in Japan gesorgt!

Stimmen zum Rennen:

Nico Rosberg  Ich hatte mir hier einen Sieg vorgenommen und das ist mir nicht gelungen. So gesehen kann ich nicht zufrieden sein. Nach der ersten Kurve sah es recht düster für mich aus. Ich dachte, dass mein Rennen vorbei wäre. Ich hätte niemals gedacht, dass ich weiterfahren könnte. Es fühlte sich an, als ob mich ein außer Kontrolle geratener viermaliger Weltmeister-Torpedo getroffen hätte! Ich teilte dem Team mit, dass es ein ziemlich harter Schlag gewesen ist. Ich hatte Glück, dass ich mich danach durch das Feld kämpfen konnte. Aber ich hatte das Messer zwischen den Zähnen und gab alles. Ich kämpfte mich nach vorne und hatte dabei einige großartige Zweikämpfe, die mir viel Spaß gemacht haben. Entsprechend war ich zufrieden, es bis auf einen Podestplatz geschafft zu haben. Ehrlich gesagt, kann ich es nicht glauben, dass ich gerade eben dort oben gestanden habe - nachdem ich mich vom letzten Platz vorarbeiten musste! Ich war überrascht, dass ich nach dem Zwischenfall mit Kimi bestraft wurde. Ich musste es an irgendeiner Stelle probieren und ich sah dort eine Gelegenheit. Also habe ich es versucht. Man muss kreativ sein und wenn sich eine Chance bietet, muss man zuschlagen. Ich dachte ehrlich gesagt, dass es ein aggressiver, aber immer noch akzeptabler Angriff gewesen ist. Dafür fahren wir Rennen! Aber ich akzeptiere die Entscheidung. Zum Glück hatte sie keinen Einfluss auf das Endergebnis, da wir eine bessere Pace als Ferrari hatten. Ich musste am Ende alles geben, um diesen Vorsprung von zehn Sekunden zu halten. Gleichzeitig musste ich aber auch den Motor schonen. Denn nach dem Problem bei Lewis waren wir etwas zurückhaltend, wenn es darum ging, ihn voll auszunutzen. Das muss ein harter Tag für Lewis gewesen sein. Ich weiß, wie hart diese Momente sind. Ich habe in meiner Karriere schon ein paar davon erlebt, etwa in Abu Dhabi 2014. Es fühlt sich schrecklich an. Aber ich bin mir sicher, dass er zurückschlagen wird. Denn er ist ein Kämpfer. Aber das bringt mich zurück zu meiner Herangehensweise: Ich gehe es Rennen für Rennen an. Man weiß einfach nie, was als nächstes passieren wird. Ich werde jetzt nicht damit beginnen, irgendwie anders zu denken. Das nächste Rennen findet in Suzuka statt. Dann werde ich wieder ins Auto steigen und versuchen, das Rennen zu gewinnen.

Lewis Hamilton  Max (Verstappen) befand sich in meinem Boxenstoppfenster, also versuchte ich einfach nur, ihn herauszubekommen. Ich denke, das hatte ich beinahe geschafft. Aber dann habe ich auf der Geraden einfach urplötzlich Leistung verloren. Ich konnte hören, dass etwas explodiert ist und dann musste ich anhalten. Man muss das ehrlich gesagt von meinem Standpunkt betrachten. Auf der einen Seite hatten wir in den vergangenen beiden Jahren diese unglaublichen Erfolge. Dafür bin ich sehr dankbar. Diese Jungs arbeiten sehr hart und wir fühlen jetzt alle gemeinsam diesen sagenhaften Schmerz. Du hast eben noch das Rennen angeführt und bist dann ausgefallen. Wenn du danach aus dem Auto aussteigst, ist es sehr schwierig, etwas Positives zu sagen. Ich habe es in den TV-Interviews schon angesprochen: Mercedes hat 43 Motoren oder ein paar mehr wegen meiner drei zusätzlichen Motoren gebaut. Leider scheine ich die meisten, wenn nicht sogar alle, Defekte davon gehabt zu haben. Das ist schwer zu verdauen. Aber ich vertraue den Jungs zu 100%. Es ist mein viertes Jahr mit ihnen und ich habe hundertprozentiges Vertrauen in die Jungs in der Box sowie zuhause in den Werken. Ich liebe es, hier zu sein. Ohne sie hätte ich diese beiden Weltmeisterschaften nicht gewonnen. Der Kampf ist jetzt hart, und war es schon das gesamte Jahr über, aber ich sehe es als einen Test meiner Willensstärke und meines Geistes an. Wer ich als Mensch bin und wie ich zurückschlagen kann. Wer hinfällt, muss eben wieder aufstehen. Das trifft nicht nur auf mich zu, sondern auch auf die Jungs. Ich habe in den Augen meiner Mechaniker Tränen gesehen. Ich weiß, dass sie alle den Schmerz spüren. Aber wie gesagt, es geht darum, wie wir jetzt wieder aufstehen. Wir müssen immer daran denken, was wir bereits erreicht haben. Kurzfristig mag es nicht rosig aussehen und langfristig mag es in diesem Jahr auch nicht so gut sein, aber es gibt trotzdem viel Positives mitzunehmen. Es stehen noch immer fünf Rennen aus und wenn ich mich so schlagen kann, wie ich es an diesem Wochenende gezeigt habe, ist immer noch alles drin. Wir werden es herausfinden. Die Jungs werden den Motor untersuchen und verstehen, was passiert ist. Bei jedem Motorenproblem haben sie das bislang so gemacht und die Ursache herausgefunden. Das versetzt uns potentiell in eine bessere Position, um sicherzustellen, dass dies nächstes Jahr nicht noch einmal passiert. Ich kann nicht mehr machen, als ich an diesem Wochenende getan habe. Korrekt arbeiten, so konzentriert wie möglich sein, solch eine Performance zeigen und beten, dass das Auto hält. Ich glaube noch immer daran. Das ist etwas Gutes. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob der Mann da oben oder eine höhere Macht ein wenig eingreift. Aber ich habe das Gefühl, dass mir diese Gelegenheit geschenkt wurde, um hier zu sein und so viele großartige Menschen um mich herum zu haben - in diesem großartigen Team. Ich habe die letzten beiden Weltmeisterschaften mit vielen Siegen gewonnen. Ich breche immer wieder Rekorde. Heute fühlt es sich nicht gerade toll an, aber ich muss für all das dankbar sein. Wenn mich eine höhere Macht am Ende des Jahres nicht als Weltmeister sehen möchte, dann muss ich dies, nach all dem was ich dafür getan habe, akzeptieren. So lange ich die Saison in dem Wissen beende, dass ich alles gegeben und getan habe, was in meiner Macht gestanden hat, dann kann man nicht mehr verlangen. Vergesst bitte nicht, dass ich Weltmeister bin. Ich bin okay.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef  Es ist schwierig, solch einen Tag zusammenzufassen. Mir fehlen einfach die Worte für das, was Lewis passiert ist. Wir teilen seinen Schmerz. Dies ist ein technischer Sport, in dem es jede Menge Technologien gibt. Aber manchmal treffen dich solche Situationen aus heiterem Himmel und es gibt keine rationale Erklärung dafür. Es ist reiner Zufall, dass er einen Großteil der Motorenprobleme in diesem Jahr hatte. Das ist wie die Chance auf einen Sechser im Lotto. Aber wir gehen sehr genau an unsere Arbeit heran, wie wir die Motoren bauen und wie wir Defekte analysieren. Das war schon immer so und wird auch diesmal so sein. Unsere Jungs werden dem Defekt auf den Grund gehen und daraus ihre Lehren ziehen. Aber ich möchte an einem solchen Tag nicht darüber reden. Ich möchte mich darauf konzentrieren, wie Lewis danach reagiert hat. Wir haben ihn im Stich gelassen und wir treten uns selbst dafür in den Hintern. Wenn du ein Rennen anführst, drauf und dran bist, die WM-Führung zurückzuerobern und dann dein Motor hochgeht... dann ist vor den TV-Kameras jede Antwort erlaubt. Das ist absolut nachvollziehbar. Aber anstatt seinem Frust freien Lauf zu lassen, kam er zurück an die Box und schüttelte die Hände jedes Teammitglieds. Wir unterhielten uns in einer kleinen Gruppe und waren alle ziemlich niedergeschlagen. Dann stand er vor dem Team und fand die richtigen Worte, um sie alle wieder für Japan aufzubauen. So machen das großartige Fahrer, echte Champions, und ich muss ihm meinen höchsten Respekt dafür aussprechen, wie er sich heute gegeben hat. Nico zeigte nach dem Vorfall in der ersten Kurve eine starke Aufholjagd. Man kann die Situation in der ersten Kurve auf zwei verschiedene Art und Weisen betrachten: Er hatte Pech, dass er von Sebastian getroffen wurde. Gleichzeitig hatte er aber auch Glück, dass sein Auto nicht stärker beschädigt wurde. Danach zeigte er eine fantastische und fehlerlose Aufholjagd bis auf Platz drei. Ich möchte mich nicht zu sehr mit der Strafe beschäftigen. Letztlich hat sie ihn keine Plätze gekostet. Aber sie war absoluter Nonsens. Wir haben uns alle dazu entschieden, dass wir echtes Racing sehen möchten. Wenn kein Fahrer eindeutig schuld ist, sollten wir sie Rennen fahren lassen. Und dann passiert so etwas. Aber darüber sollen sich andere auslassen. Das ist nicht meine eigentliche Aufgabe. Wir müssen uns jetzt für Suzuka wieder aufrichten. Eine unserer größten Stärken ist es, dass wir aus Niederlagen gestärkt hervorgehen. Das werden wir auch diesmal so machen, und zwar rechtzeitig vor Japan am kommenden Wochenende.

Paddy Lowe, Executive Director (Technical)  Das ist wirklich ein verdammter Mist. Dies ist eines der schwierigsten Rennen des Jahres und wir wussten von Anfang an, dass es hart werden würde, ein Spitzenergebnis einzufahren. Und so kam es dann auch. Zunächst war da Nicos Zwischenfall mit Sebastian (Vettel) in der ersten Kurve. Zum Glück ging er daraus ohne Schaden hervor. Danach war es unsere Aufgabe, ihm dabei zu helfen, sich so schnell wie möglich wieder nach vorne zu arbeiten. Eine der Folgen für uns am Kommandostand war, dass wir ein Auto im Kampf um den Sieg verloren hatten, was unsere Position gegenüber den Red Bull schwächte. Denn es war unvermeidbar, dass sie bei einem Auto ein Risiko bei der Strategie eingehen würden. Obwohl dieser Fall eintrat, war die Pace unseres Autos unglaublich stark. Lewis und Nico zeigten einen beeindruckenden Speed und Umgang mit den Reifen. Lewis lag auf Siegkurs, als er einen Motorschaden hatte, der sein Rennen beendete. Wir sind alle am Boden zerstört. In den vergangenen Jahren haben wir als Team unglaublich hart gearbeitet, um die Zuverlässigkeit zu steigern - und das ist uns auch gelungen. Dies war unser erster Defekt in einem Rennen in dieser Saison. Allerdings ist es für uns das oberste Gebot, beiden Fahrern in der Schlussphase der Saison einen ausgeglichenen Wettkampf zu ermöglichen. Technische Probleme sollten keinen Einfluss auf den Titelkampf nehmen. In dieser Hinsicht haben wir heute total versagt. Lewis erlebte hier sein bislang stärkstes Wochenende des Jahres und war zu Beginn des Rennens in Topform. Dabei war seine Performance nicht nur im Qualifying und Rennen fantastisch, sondern auch seine Arbeit mit dem Team, wie er am Freitag und Samstagvormittag die Hausaufgaben mit ihnen gemeinsam erledigt hat. Es ist absolut ungerecht, dass er in solch einem Moment so einen Defekt erleiden sollte. Während wir mit Lewis leiden, ziehen wir den Hut vor Nicos fantastischer Aufholjagd. Er zeigte nicht nur eine starke Pace und starkes Reifen-Management, sondern auch ein großartiges Rennen. Das zeigte sich besonders im letzten Stint, als er nach einem kontroversen Zwischenfall mit Kimi einen ausreichend großen Vorsprung auf diesen herausfuhr, um seinen Podestplatz trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe zu behalten. Insgesamt ist es ein enttäuschendes Ergebnis an einem Wochenende, das viel mehr versprochen hat. Jetzt werden wir genau untersuchen, was heute passiert ist, und dann versuchen, für Japan gut vorbereitet zu sein, um dort bestmöglich zurückzuschlagen.

1 Kommentar

  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Bleiben Sie alles geben Nico das Ziel kommt naher und naher!

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