106 km - Bertha Benz auf Fernfahrt

Vor 125 Jahren: Im August 1888 bewährt sich der Benz Patent-Motorwagen auf der 106 Kilometer langen Strecke von Mannheim nach Pforzheim

106 km - Bertha Benz auf Fernfahrt: Vor 125 Jahren: Im August 1888 bewährt sich der Benz Patent-Motorwagen auf der 106 Kilometer langen Strecke von Mannheim nach Pforzheim
Erstellt am 28. Juni 2013

Bertha Benz, die Ehefrau des Automobil-Erfinders Carl Benz, unternimmt vor 125 Jahren im August 1888 mit ihren beiden Söhnen auf einem Benz Patent-Motorwagen des Typs III die erste Fernfahrt der Automobilgeschichte. Es ist noch früh am Morgen, als die resolute Dame zu einem Abenteuer aufbricht, das die Weltgeschichte verändern wird: Die Reise führt von Mannheim nach Pforzheim, der Geburtsstadt von Bertha Benz. Es ist eine 106 Kilometer lange Fahrt voller Unwägbarkeiten und Herausforderungen, die von den drei Automobilpionieren großen Mut verlangt. Doch das Wagnis lohnt sich, denn der Patent-Motorwagen beweist voll und ganz seine Eignung als flexibles Verkehrsmittel auch für lange Strecken.

Das Mercedes-Benz Museum erinnert in diesem Jahr mit den Bertha-Benz-Tagen vom 2. bis 4. August 2013 an das Jubiläum zum 125. Geburtstag der abenteuerlichen Fahrt. Drei Tage lang steht die Automobilpionierin bei Kostümführungen für Kinder und Erwachsene ganz im Mittelpunkt. Am Sonntag, 4. August 2013, ist der Eintritt in das Museum frei. Mitfahrten mit dem Benz Patent-Motorwagen und eine Erzählstunde mit Jutta Benz, der Urenkelin von Bertha Benz, runden das Programm ab. Mehr zu den Bertha-Benz-Tagen unter www.mercedes-benz-classic.com/bertha-benz-tage.

 

 

Vom 9. bis 11. August 2013 findet zudem eine Gedächtnisfahrt von Mannheim nach Pforzheim statt, die an die erste Fernfahrt mit dem ersten Automobil der Welt erinnert. Sie wird veranstaltet von der Traditionslandesgruppe im Allgemeinen Schnauferl Club e. V. (ASC) und dem Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg. Heute wird die Fernfahrt als Zuverlässigkeitsfahrt mit touristisch-historischem Charakter für Veteranen-Fahrzeuge durchgeführt. Auch der Weg zurück nach Mannheim orientiert sich an der Fahrtroute von 1888. Mehr zur Gedächtnisfahrt unter http://bertha-benz-fahrt.de.

 

 

Heimliche Erprobungsfahrt

Die Fahrt nach Pforzheim beweist eindrucksvoll die Tauglichkeit des Patent-Motorwagens. Aber Bertha Benz will damit auch ihrem Mann Carl Mut machen, seine geniale Erfindung mit mehr Selbstbewusstsein in die Öffentlichkeit zu tragen. Carl Benz, der glänzende Techniker, hat den 1885 erfundenen Motorwagen im Januar 1886 zum Patent angemeldet und seither bis zum Typ III weiterentwickelt. Noch steht aber der Beweis dafür aus, dass das Automobil zuverlässig funktioniert und auch große Strecken überwinden kann. Kurzerhand fasst Bertha Benz deshalb den Entschluss, diesen Beweis mit ihrer Überlandfahrt zu erbringen.

Ihrem Mann verrät die bereits vierfache Mutter zuvor nichts von dem Plan, mit ihren Söhnen Eugen und Richard zum Verwandtenbesuch nach Pforzheim zu fahren, ihrem Geburtsort. Als die Schulferien beginnen, nimmt der Plan konkrete Form an, und eines Morgens entführen Mutter und Söhne in aller Frühe und ohne Wissen von Carl Benz die neuste Entwicklungsstufe des Patent-Motorwagens aus der Werkstatt.

Zunächst schieben sie das dreirädrige Automobil einige Meter weit. Denn den 2,5 PS (1,8 kW) starken Einzylinder-Viertaktmotor wollen sie erst außer Hörweite des Hauses starten, um den noch schlafenden Ehemann und Vater nicht zu wecken. Als Carl Benz später in die Küche kommt, findet er eine Nachricht über die angetretene

 

 

Reise nach Pforzheim.

Testfahrt für das Automobil und seine Infrastruktur

Die Reise wird wie geplant zur erfolgreichen Erprobungsfahrt für das Automobil: Bertha Benz stellt die grundsätzliche Eignung des Patent-Motorwagens nachdrücklich unter Beweis und kann ihrem Mann zudem wichtige Erkenntnisse und Hinweise für künftige Entwicklungsschritte geben. Beispielsweise regt sie einen zusätzlichen kleinen Gang für Bergfahrten statt der bisher verwendeten Zweigangübersetzung an, außerdem verlangt sie bessere Bremsen.

 

Zugleich leistet Bertha Benz Pionierarbeit, um notwendige Elemente für das Infrastruktursystem rund um den Kraftwagen zu definieren. Künftiger Automobilverkehr wird zum Beispiel Tankstellen brauchen – den notwendigen Treibstoffnachschub in Form des Fleckenmittels Ligroin, ein Leichtbenzin, liefern auf der ersten Fernfahrt noch Apotheken, beispielsweise in Wiesloch. Somit wurde die Wieslocher Stadt-Apotheke zur ersten Tankstelle der Welt. Aber auch eine neue Beschilderung von Fernstraßen ist notwendig – Bertha Benz musste sich von einem ihr bekannten Ort zum nächsten vorarbeiten.

 

 

Kleinere Pannen beheben die Autopionierin und ihre Söhne mit Geschick, beispielsweise reinigen sie eine verstopfte Benzinleitung mit ihrer Hutnadel. Größere Arbeiten fallen nicht an, lediglich die Haltbarkeit der hölzernen Klotzbremsen lässt das unternehmungslustige Trio von einem Schuhmacher durch das Aufnageln von Lederflicken als Bremsbeläge verbessern.

 

Carl Benz wird von seinen Familienmitgliedern durch mehrere unterwegs aufgegebene Telegramme über den Ablauf der Reise informiert. Nicht nur für seinen Patent-Motorwagen, sondern für das Automobil überhaupt ist die Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück eine entscheidende Bestätigung. Der Benz Patent-Motorwagen wird von 1886 bis 1894 mit verschiedenen Motorisierungen in rund 25 Exemplaren gebaut. Damit ist es das erste in Serie hergestellte und verkaufte Automobil der Welt.


Fotos: Daimler AG

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3 Kommentare

  • Sternen-Fink

    Sternen-Fink

    Ja fasst mal nach. Denn wer weiss was an der Geschichte dran ist. Und euer historisches Foto ist vieleicht sogar Geschichtsfälschung.
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Volker, danke für den interessanten Hinweis. Wir hören mal nach, ob es da mittlerweile etwas Neues gibt und werden das dann hier veröffentlichen. .
  • Sternen-Fink

    Sternen-Fink

    Ganz netter Bericht. Auch das Foto ist ja ganz schön, aber ich vermute mal, dass es sich hier um ein nachgestelltes der Presseabteilung handelt. Denn wenn ich es richtig sehe, gibt es eigentlich gar keine Beweise dafür, ob Bertha Benz gefahren ist oder nicht? Ich kopiere mal eine Stelle aus den Stutgarter Nachrichten ein. danach muss man sagen, es gibt auch 125 jahre danach, immer noch keine Beweise für die Bertha Benz Fahrt. : Doch auch 125 Jahre nach der ersten „neumodischen Ferienreise“ wie sie Carl später etwas spöttisch nannte, gibt es offenbar noch immer keine zeitgenössischen Quellen, die die Fahrt hieb- und stichfest belegen könnten. „Nach wie vor stehen sich zwei Positionen, gegenüber; die einen sagen: Toll, sie war die erste Frau am Steuer eines Autos. Die anderen sind der Auffassung, dass sie nicht gefahren ist“, erläutert Kurt Möser, Historiker am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Verfasser eines umfangreichen Werks zur Geschichte der Mobilität zwischen 1880 und 1930. „Für die gesamte Fahrt gibt es – außer dem weit später erschienen Buch von Carl Benz – kaum Belege“, sagt der Wissenschaftler. „Das ist erstaunlich. Viele frühere Fahrten von Benz und seinen Mitarbeitern in Mannheim und Umgebung sind fotografiert und dokumentiert worden; nur diese nicht“. Von überfahrenen Hühnern ist nirgends die Rede Auch entlang der Fahrtroute gibt es keine historischen Zeugnisse von dem vermutlich aufsehenerregenden Ereignis: keine Zeitungsartikel, keine Briefe, keine Beschwerden wegen scheuender Pferde, überfahrener Hühner. „Es kann ja sein, dass immer noch etwas auftaucht“, hatte Wolfgang Rabus, der Archivar des Konzerns, 2011 im „Jahr des Automobils“ auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung erklärt. Inzwischen haben etliche Forscher ihr Glück bei dem spannenden Thema versucht. „Auch die Kollegen in unserem Archiv haben gesucht“, berichtet Malte Dringenberg, Pressesprecher von Mercedes-Benz Classic. „Wir wären natürlich sehr an Belegen interessiert“, gesteht er. „Aber bisher haben wir nichts gefunden“. Man könne nur mutmaßen, wie die Route verlaufen ist. „Wie es im Endeffekt wirklich war, ist nicht gewiss“. Auch um den Nimbus von Bertha als erster Frau am Steuer ist es nicht allzu gut bestellt. „Ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass sie nicht gefahren ist“, erklärt Kurt Möser. In den Erinnerungen von Carl und Eugen Benz finden sich dafür jedenfalls keine Beweise. Im Gegenteil: „Eugen saß am Steuer, die Mutter neben ihm und Richard auf dem kleinen Rücksitz“, hatte Carl Benz einst geschildert. Wenn es bergauf ging, habe der jüngere Bruder gesteuert, er und die Mutter hätten als die Stärkeren „schieben dürfen“, hatte Eugen Benz 1956 im Gespräch mit dem früheren Mercedes-Archiv-Chef Friedrich Schildberger erklärt. „Unsere Mutter konnte ja gar nicht fahren“, hatte er noch hinzugefügt. Gleichwohl seien deren Verdienste unbestritten, sagt Möser. „Bis zum ersten Weltkrieg war Beifahrer zu sein richtig harte Arbeit“, versichert er. Klar sei auch: „Sie war die Geschäftsfrau, die wollte, dass ihr Mann seine Erfindung herausbringt und sein Wagen marktfähig wird. Sie hat ihn geschoben und getreten“, sagt der Wissenschaftler. „Deshalb ist es gut möglich dass sie Pforzheimfahrt mitorganisiert hat. Ich wäre der erste, der sich freuen würde, wenn es dafür auch Belege gäbe.“ Hier der Link: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bertha-benz-jubilaeumsfeier-in-stuttgart-die-pforzheimreise-bleibt-im-dunkel.9d241ed1-ba95-44bc-bbbf-a4e2b61bdeaf.html

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