Mercedes G in (un)gefährlicher Mission: Mercedes G 270 cdi Light Infantrie Vehicle

Der „Serval“ für das KSK der Bundeswehr wurde nur 28 mal gebaut - nur einer ist heute in privater Hand!

Mercedes G in (un)gefährlicher Mission: Mercedes G 270 cdi Light Infantrie Vehicle: Der „Serval“  für das KSK der Bundeswehr wurde nur 28 mal gebaut  - nur einer ist heute in privater Hand!
Erstellt am 7. Juli 2014

Kennen Sie den Mercedes G 270 cdi Light Infantrie Vehicle (Special Operations) / LIV(SO) „Serval“? Nein? Das ist auch kaum verwunderlich. Denn der Serval oder Wolf AGF (Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug) bzw. LIV (SO) Light Infantry Vehicle (Special Operations) ist ein luftverlastbares Mehrzweckfahrzeug, welches für das Kommando Spezialkräfte (KSK) der deutschen Bundeswehr entwickelt wurde und nur 28-mal gebaut wurde.



Der Serval oder Wolf AGF (Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug) bzw. LIV (SO) Light Infantry Vehicle (Special Operations) ist ein luftverlastbares Mehrzweckfahrzeug, welches für das Kommando Spezialkräfte (KSK) der deutschen Bundeswehr entwickelt wurde. Das AGF wurde nach der afrikanischen Raubkatze „Serval“ benannt, es zeichnet sich, wie bei von Spezialeinheiten eingesetzten Fahrzeugen üblich, durch starke Bewaffnung und eine leichte optionale Panzerung aus.

Nur 28 x gebaut: "Serval" auf Mercedes G-Klasse-Basis

Das hier gezeigte Fahrzeug ist einen von nur 28 gebauten Serval, es handelt sich um den Prototyp der von einem privaten deutschen Sammler erstanden und beim G-Experten Michael Pagger in Österreich komplett aufgebaut wurde. Es somit ist der einzige Serval in Privatbesitz.

2002 forderte das KSK, ein geeignetes Fahrzeug für den ISAF-Einsatz in Afghanistan, da der in der Bundeswehr sonst eingesetzte Wolf für diese Verwendung nicht in Frage kam und der für diesen Einsatzzweck vorgesehene Wolf (ESK) sich als ungeeignet erwies. Leihfahrzeuge der US Army vom Typ HMMWV (Hummer) konnten die Anforderungen bezüglich Geländegängigkeit und Nutzlast nicht erfüllen.

G-Klasse in gefährlicher Mission unterwegs....

Die Daimler AG entwickelte daraufhin in nur einem Jahr das AGF auf Basis des Mercedes G 270 CDI, das für die Anforderungen der KSK ausgelegt war. Der Serval wurde im März 2003 auf der International Defence Exhibition (IDEX) in Abu Dhabi vorgestellt.

Die Firma Rheinmetall Landsysteme lieferte 21 Fahrzeuge an das Kommando Spezialkräfte. 2006 bestellte die Schweizer Armee 4 Fahrzeuge für das Armee-Aufklärungsdetachement, Auslieferung war 2007. Das Schweizer Fahrzeug trägt die offizielle Bezeichnung „Leichtes Aufklärungs- und Unterstützungsfahrzeug LAUF“ und ist mit einem aufmontierten Maschinengewehr 93 sowie beim Beifahrersitz mit einem Maschinengewehr 51 bewaffnet.

Als extrem geländegängiges Mehrzwecktransportfahrzeug mit großer Reichweite, starker Bewaffnung und genügend Stauraum für Spezialeinsatzkräfte eignete sich der Serval besonders für Fernspäheinsätze (Long Range Reconnaissance Patrol, LRRP). Mit einer Länge von knapp fünf und einer Höhe und Breite von unter zwei Metern sowie einem Gewicht von knapp über drei Tonnen ist der Serval luftverladbar. Der Hubschrauber CH-53 kann jeweils ein Fahrzeug transportieren und das Transportflugzeug Transall C-160 gleich mehrere. Für diesen Zweck hat der Serval je zwei Scharnierösen pro Seite, um bei einem Lufttransport entsprechend verzurrt zu werden, beim Transport durch Hubschrauber kann das Fahrzeug auch als Außenlast mit Spezialgurten gesichert werden.

60 % Steigfähigkeit

Eines der Haupteinsatzerfordernisse, die hohe Reichweite, wird durch einen vergrößerten Tank und den sparsamen 2,7 Liter cdi-Motor erreicht, der mit seinen 115 kW eine auf 120 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit ermöglicht. Das für Militärfahrzeuge verhältnismäßig günstige Leistungsgewicht von 26,7 kW/t ist die Grundlage für ausreichend Kraft auch in schwierigem Gelände. Da der Serval einen verlängerten Radstand zum Wolf aufweist und das automatisch eine höhere Aufliegegefahr im Gelände impliziert, wurde dieser Nachteil durch eine höhere Bodenfreiheit der Karosserie ausgeglichen. Das Fahrzeug erreicht eine Steigfähigkeit von annähernden 60 % und ist mit notlauffähigen Reifen der Firma BFGoodrich ausgerüstet in der Größe 265/75/16.

Aufbau von Binz

Der Aufbau des Servals stammt von der Firma Binz und erfüllt die Truppenanforderung von Laderaum und Nutzlast. Die offene Bauweise ermöglicht ein schnelles Absitzen der Besatzung und eine große Rundumsicht. Im Bedarfsfall lässt sich der Serval mit Abdeckplanen gegen Witterungseinflüsse schützen, diese werden auf den Überrollkäfig gelegt und per Reißverschluss mit dem Rumpf verbunden. Im Vergleich zum Wolf fallen die eckigen herausnehmbaren Frontscheiben und die längere Karosserie auf.

Die Standardbesatzung besteht aus vier Mann, zwei vorne sitzend, einer dahinter stehend an der Primärwaffe und ein weiterer nach hinten ausgerichtet sitzend am hinteren Maschinengewehr. Im Bedarfsfall kann der Serval auch mit weiteren Sitzen ausgerüstet werden. Die Sitze sind nach unten gepanzert, um einen Schutz vor Minen zu gewährleisten. Die Vergurtung besteht aus drei verschieden Systemen, normale Sitzgurte, wie auch in Zivilfahrzeugen, Längsgurte statt Türen an der vorderen Karosserie und Stehgurte für den Hauptschützen an der Lafette.

Viel Stauraum

Der Serval ist mit zwei Ersatzreifen ausgerüstet, die beidseitig jeweils in der seitlichen Karosserie hinter den Vordersitzen in abgedeckten Fächern verstaut sind. Dahinter befindet sich auf jeder Seite eine abklappbare Abdeckplatte, die in offener Stellung zusätzlichen Stauraum für je vier Treibstoffkanister bietet. Alternativ können auch andere Ausrüstungsgegenstände dort gelagert werden. Die gesamte Nutzlast ohne Bewaffnung beträgt einschließlich der Besatzung rund 1,2 Tonnen. An der Rückfront befindet sich ebenfalls eine abklappbare Karosserieplatte, die ausgeklappt weiteren Stauraum bietet.

Das Fahrzeug hat eine Anhängerkupplung, mit der, wie bei Schneemobilen (SKIDOO) und Quads (ATV) auch, Anhänger mit zusätzlichem Stauraum gezogen werden können. Die seitlich montierten Laufbleche bieten einen zusätzlichen Splitterschutz. Der Serval hat an der Front eine abmontierbare elektrische Seilwinde, mit der er Fremdgerät bergen, aber sich im Bedarfsfall auch selbst aus einem festgefahrenen Zustand befreien kann.

Mit der elektrisch unterstützten Ringlafette RLS 609 K der Rheinmetall Landsysteme GmbH, die die Primärwaffe trägt, kann auch bei holpriger Fahrt oder starkem Neigungswinkel das Ziel ohne viel Kraftaufwand im Visier gehalten werden. Neben der Standardnebelwerferanlage mit 2 × 3 Wurfbechern vorne und 2 × 2 Wurfbechern hinten zum Eigenschutz, ist das Fahrzeug zusätzlich mit einer weiteren Nebelanlage, einem Light Vehicle Protection (LVP) ausgerüstet, die mit zweimal fünf Abschussrohren auf der Motorhaube in der Lage ist, in Sekundenbruchteilen eine 30 Meter breite und drei Meter hohe Nebelwand zu erzeugen, die mit Irritationskörpern verstärkt wird. Die Navigation wird mit einem GPS- und die Kommunikation mit einem Satellitenkommunikationsgerät gewährleistet.

Wehrhafte G-Klasse

Ursprünglich wurde der Serval in Dunkelolivgrün ausgeliefert, obwohl klar war, dass er nur beim KSK und vornehmlich in Afghanistan zum Einsatz kommen sollte. Die erforderliche Anpassung in Wüstenfarbe musste improvisiert werden.

Der Serval hat als Primärwaffe ein Maschinengewehr M2HB in 12,7 mm oder eine Granatmaschinenwaffe 40 × 53 mm auf der Dachlafette montiert. Die GMW kann außer der üblichen Spreng- und Splittermunition auch alternativ Reizgas- und Nebelpatronen verschießen. Als Sekundärwaffen hat er zwei MG3 in 7,62 × 51 mm, je eines nach vorne (Fahrzeugkommandant) und nach hinten (hinterer Richtschütze). Nur braucht er beide heute nicht mehr. Erfreulicherweise.



Fotos: Jörg Sand / Binz

Text: Jörg Sand

Mercedes-Fans Facts:

22 Bilder Fotostrecke | Mercedes G in gefährlicher Mission: Mercedes G 270 cdi Light Infantrie Vehicle: Der so genannten „Serval“ für das KSK der Bundeswehr wurde nur 28 mal gebaut #01 #02 Modell: Mercedes G 270 cdi „LIV/SO“

Entwicklung und Produktion: 2003

Motor: 270 cdi, 2,7 Liter 5-Zylindermotor mit 115 kW (156 PS) Dieselmotor

Gewicht: 3300 kg maximal 4500 kg

Länge/Breite/Höhe: 4885mm / 1820 mm / 1870 mm

Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h

Reichweite: > 500 km (Straße), mit Zusatztank > 800 km

Besatzung: 4 Personen Fahrer plus drei Beobachter

Antrieb: Allrad permannent, Fünfgangautomatik

Ausrüstung: Räder mit Notlaufeigenschaften,

vorne und hinten ausgerüstet mit einer Nebelmittelwurfanlage, luftverlastbar per Hubschrauber CH-53 und Transportflugzeug C-160, integrierte Feuerlöschanlage, abnehmbare elektrische Seilwinde vorn, Sandbleche, Global Positioning System, Satellitenkommunikationsanlage, Überrollkäfig, erhöhter Ansauglufteinlass für den Motor, Reifendruckregelanlage, Frontscheiben herausnehmbar

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