Mercedes-Benz W25 siegt beim Int. Eifelrennen

Vor 80 Jahren: Mercedes-Benz Classic - Chronik

Mercedes-Benz W25 siegt beim Int. Eifelrennen : Vor 80 Jahren: Mercedes-Benz Classic - Chronik
Erstellt am 30. Mai 2014

Es ist eine Premiere in glitzerndem Silber und sie endet mit glänzendem Gold: Das erste Rennen der völlig neu entwickelten Mercedes-Benz Rennwagen W 25 am 3. Juni 1934 auf dem Nürburgring gewinnt Manfred von Brauchitsch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 122,5 km/h – das ist ein neuer Streckenrekord. Fast wird der Sieg jedoch von der Sensation überstrahlt, dass der neue Mercedes-Benz Rennwagen mit silbern glänzender Aluminiumkarosserie statt dem klassischen Rennweiß an den Start geht. Der Legende nach ist die metallisch schimmernde Haut erst in der Nacht vor dem Rennen durch Abschleifen des Lacks freigelegt worden, um das Startgewicht des W 25 in die Grenzen des Reglements zu bringen. Aus dieser Geburtsstunde der Mercedes-Benz Silberpfeile entsteht in den folgenden Jahren eine faszinierende Tradition großer Motorsporterfolge mit Renn- und Rennsportwagen, die bis heute anhält.

Premiere, Sieg und Streckenrekord: Das Internationale Eifelrennen am 3. Juni 1934 steht ganz im Zeichen des neuen Mercedes-Benz W 25. Manfred von Brauchitsch gewinnt auf dem Nürburgring das Debütrennen mit dem ab 1933 entwickelten Rennwagen für die geltende 750-Kilogramm-Formel ab dem Jahr 1934. So beginnt eine einzigartige Erfolgsserie, die der W 25 und die folgenden Mercedes-Benz Silberpfeile bis zum Jahr 1939 aufstellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpft Mercedes-Benz an diese glänzenden Erfolge zunächst in der Saison 1952 mit Sportwagenrennen und ab 1954 dann mit zwei Formel-1-Weltmeisterschaften in Folge höchst erfolgreich an.

Ein neuer Stern geht auf

Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise – das Jahr 1932 ist kein günstiger Hintergrund für Motorsport-Aktivitäten in Deutschland. Selbst die Werksrennabteilung von Mercedes-Benz, deren Kompressor-Tourenwagen der Typen K, S, SS, SSK und SSKL den europäischen Motorsport Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre dominiert haben, ist geschlossen.

Doch es gibt eine Perspektive für die Zukunft. Denn im Herbst 1932 gibt die Motorsportbehörde AIACR (Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus) in Paris eine neue Formel für den Grand-Prix-Rennsport bekannt, die 1934 in Kraft tritt: Die Wagen dürfen ohne Kraftstoff, Öl, Kühlmittel und ohne Reifen maximal 750 Kilogramm schwer sein, darüber hinaus sind den Konstrukteuren keine Grenzen gesetzt. Mercedes-Benz entscheidet 1933, für die neue Formel einen völlig neuen Rennwagens zu entwickeln. Zum Rennteam von 1934 werden Manfred von Brauchitsch, Rudolf Caracciola, Luigi Fagioli, Hanns Geier und Ernst Henne gehören.

Im Bild: Luigi Fagioli



Die AIACR will mit der 750-Kilogramm-Formel die Geschwindigkeiten der Rennwagen im Vergleich zur vorherigen Generation begrenzen: Die Regelhüter gehen offenbar davon aus, dass in einem leichten Fahrzeug nur kleine Motoren mit geringer Leistung montiert werden können. Doch die Funktionäre haben den Fortschritt der Technik unterschätzt: Der in Stuttgart für die neue Formel entwickelte W 25 ist ein überaus leistungsfähiger Rennwagen. Und alleine in der Zeit der 750-Kilogramm-Formel bis 1937 wird sich die Motorleistung der Mercedes-Benz Rennwagen durch kontinuierliche Weiterentwicklung fast verdoppeln und bis maximal 475 kW (646 PS) ansteigen.

Ein starker Siegertyp

Im Bild: Manfred von Brauchitsch



Der W 25 mit Frontmotor scheint im Vergleich zum Mittelmotorwagen der Auto Union relativ konservativ konzipiert. Doch die Kombination aus einer schlanken Karosserie, mechanisch aufgeladenem 3,4-Liter-Reihenachtzylindermotor, einzeln aufgehängten Rädern und Getriebe direkt auf der Hinterachse ergibt einen absoluten Siegerwagen. Das zeigt sich schon bei den ersten Versuchsfahrten ab Februar 1934 in Monza sowie auf der Autobahn zwischen Mailand und Varese. Hier erreicht der 235 kW (320 PS) starke Wagen (später 260 kW/354 PS mit einem neuen Treibstoffgemisch) Spitzengeschwindigkeiten bis zu 280 km/h.

Mercedes-Benz entscheidet sich beim W 25 erstmals für die Lackierung in der neuen Karosseriefarbe Silber. Wie der Rennwagen zu dieser Farbgebung kommt, aus der später die Gattungsbezeichnung „Silberpfeil“ entsteht, ist eine der großen Geschichten aus 120 Jahren Motorsport von Mercedes-Benz: Angeblich, so will es die Legende, wiegen die neuen W 25 vor dem Start genau ein Kilogramm zu viel, um die Bedingungen der 750-Kilogramm-Formel zu erfüllen. Am Abend vor dem Start kommt Rennleiter Alfred Neubauer dann die Erleuchtung: Der weiße Lack muss runter von der Karosserie, das wird die nötige Gewichtseinsparung erbringen. In seinem 1958 erschienenen Erinnerungsband „Männer, Frauen und Motoren“ beschreibt Neubauer die nächtliche Szene an der Box: „Die ganze lange Nacht schrubben die Mechaniker den schönen weißen Lack von unseren Silberpfeilen. Und als sie morgens nochmals auf die Waage kommen – da wiegen sie haarscharf 750 Kilo.“

Triumph in der Eifel

3. . Juni 1934. Luigi Fagioli im Gespräch mit dem späteren Sieger Manfred von Brauchitsch.



Das Internationale Eifelrennen auf dem Nürburgring ist eine der großartigsten Motorsportveranstaltungen der Saison 1934. An diesem Junitag wird deutlich, welche Rolle Automobilrennen als Massenphänomen spielen. Manfred von Brauchitsch erinnert sich in seinen 1964 erschienen Memoiren „Ohne Kampf kein Sieg“ an den Strom der Zuschauer, die zum Nürburgring pilgern: „Viele Sonderzüge brachten die Menschen in das kleine Eifelstädtchen Adenau. Tausende von Motorrädern, Omnibussen und Lastwagen schlängelten sich auf den Landstraßen zum Nürburgring. Aus Frankfurt, Düsseldorf und Köln, aus dem ganzen Ruhrgebiet, aus München, Hamburg und Berlin strömten die Menschen zu der mit Spannung erwarteten Schlacht der Motoren in die Eifel. 200.000 Zuschauer säumten die Strecke. Neben den Kurven am Hatzenbach, am ‚Karussell‘, der ‚Fuchsröhre‘, im Tal von Wehrseifen oder am ‚Schwalbenschwanz‘ zelteten viele schon in der Nacht zuvor und sicherten sich einen guten Platz.“

Am Nachmittag gegen 15 Uhr senkt sich die Startflagge. Geplant ist der Start der Rennwagen eigentlich für 13 Uhr, im Anschluss an zwei Läufe für Motorräder. Doch wegen des schlechten Wetters beginnt der Wettbewerb der Rennwagen verspätet. Mercedes-Benz ist mit zwei Fahrzeugen vertreten: Von Brauchitsch hat die Startnummer 20, und mit dem Rennwagen Nummer 22 startet Fagioli. Insgesamt besteht das Feld aus 44 Fahrzeugen. Fagioli und von Brauchitsch setzen sich auf W 25 früh an die Spitze, gefolgt von Hans Stuck (Auto Union) und Louis Chiron (Alfa Romeo). Nachdem Fagioli in der 14. Runde – der vorletzten – ausfällt, fährt von Brauchitsch den Sieg für Mercedes-Benz ins Ziel, gefolgt von Stuck und Chiron.

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