Ein erschwingliches Spaßmobil?

Viel Spaß für wenig Geld: Mercedes-Benz CLK 55 AMG (C208)

Ein erschwingliches Spaßmobil?: Viel Spaß für wenig Geld: Mercedes-Benz CLK 55 AMG (C208)
Erstellt am 9. August 2023

„Fahren Sie ihn. Solange er noch erschwinglich ist“. So preist ein Mercedes-Prospekt die Coupés der Baureihe C208 an. Beim Mercedes CLK 55 AMG sind das fast prophetische Worte. Denn das Coupé ist heute ein Geheimtipp für jeden, der bezahlbaren V8-Dampfhammer-Spaß haben will. Ursprünglich kostete das Topmodell der Baureihe um die 80.000 Euro. Für damalige Verhältnisse eine ganze Stange Geld. Heute beginnen die Fahrzeuge schon bei 10.000 Euro. 

Wer etwas länger Spaß haben will, sollte etwas Zeit investieren, um ein unverbasteltes und nicht zu Tode gehetztes Fahrzeug zu bekommen. Dann ist locker die doppelte Summe fällig. Der Aufwand lohnt sich auf alle Fälle. Mit ein bisschen Liebe behandelt, anstatt sofort getreten zu werden, hält dieses Triebwerk wohl länger als der Rest des Autos. Der 5.5-Liter- Achtzylinder (Motorencode M113) hat zwar bei der Einführung des Mercedes CLK 55 AMG schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber in der M 113 E 55-Variante mit dem auf 5.439 Kubikzentimeter aufgebohrten Hubraum und der daraus resultierenden Leistung von 255 kW / 347 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 510 Newtonmetern ein echtes Sahnestück. Die robuste archaische Bauweise mit drei Ventilen (zwei auf der Einlass- und eines auf der Auslassseite), den Aluminium-Schmiedekolben und der oben liegenden Nockenwelle ist quasi unkaputtbar.

Keine kompromisslose Dynamik?

Als der CLK 55 AMG 1999 auf den Markt kommt, ist Mercedes gerade dabei, die Affalterbacher Tuningschmiede zu übernehmen. Das ändert nichts an der postulierten Sportlichkeit der Modelle mit den drei Buchstaben, die sich auch an dem überarbeiteten Fahrwerk widerspiegelt. Die Optimierungen beinhalten stärkere Stabilisatoren, straffere Stoßdämpfer und eine Tieferlegung der Karosserie um 25 Millimetern gegenüber den anderen CLK-Versionen. Anders als die AMG-Version des Mercedes SL, ist das Power-CLK-Coupé nicht kompromisslos auf Dynamik getrimmt.

Fahrwerte, die noch heute beeindrucken

Also ist die Abstimmung deutlich komfortabler, was den CLK auch bei Langstrecken zu einem perfekten Begleiter macht. Wir haben eine ausgedehnte Runde mit dem CLK 55 AMG gedreht und sind mit einem Grinsen, intakten Bandscheiben und dem voluminösen Klang des Achtenders im Ohr ausgestiegen. Das heißt aber nicht, das Coupé nicht auch seine Zähne fletschen kann. Aus dem Stand fällt nach 5,4 Sekunden die 100-km/h-Marke und bei 250 Kilometern gebietet die Elektronik dem Treiben Einhalt. Fahrleistungen, die auch heute, knapp ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen des CLK 55 AMG aller Ehren wert sind.

Im Interieur ist Leder gesetzt

Das gilt auch für die Ausstattung, die bei den AMG-Versionen meistens recht umfangreich ist. Leder ist gesetzt, genauso wie das Comand-System. Das ist zwar im Vergleich zu der heutigen Infotainment-Opulenz eher angestaubt, erfüllt dennoch seine Aufgabe. Allerdings sind Ersatzsysteme ziemlich teuer und belasten das Budget gleich mit mehreren hundert Euro. Also kann man sich auch mit dem Standardradio zufriedengeben, da das Smartphone heutzutage ohnehin eine vollwertige Unterhaltung inklusive Navigation bilden.

Rost ist immer ein Thema

Ein großes Thema bei den Mercedes-Pkws dieser Jahre ist leider der Rostteufel, der auch beim C208 seine verheerende Wirkung entfaltet. Deswegen lohnt es sich, einen genaueren Blick bei den automobiltypischen Schwachstellen zu werfen. Dazu gehören die Radläufe, die Schweller oder den Türkanten. Ein markanter Fehler bei den Mercedes-Modellen dieser Jahre ist auch das Zündschloss. Wenn der Schlüssel beim Herausziehen aus dem Lenkradschloss über Gebühr hakelt, könnte sich ein Defekt ankündigen.

Weg vom Altherren-Image?

Wie es sich für ein Modell aus Affalterbach gehört, tritt auch der CLK 55 AMG der Baureihe C208 optisch mit mehr Verve auf als die Standard-Brüder. In den Radläufen stecken größeren Walzen (vorne 225-45er, hinten 245-45er hinten), dazu kommt eine markantere Front- sowie Heckschürze und breiter ausgestellte Seitenschweller. Die ostentativ zur Schau getragene Sportlichkeit kommt nicht von ungefähr. Nach der Vorgabe des damaligen Mercedes-Chefs Peter Pfeiffer soll der CLK, der unter der Ägide des legendären Mercedes-Designers Bruno Sacco entsteht, soll der C208 auch optisch den Brückenschlag zu der neuen Formsprache mit dem Vieraugen-Gesicht, das mit der E-Klasse (W210) ein paar Jahre vorher eingeführt wurde und mit dem Status-Mobil Mercedes SL (R230) seine Fortsetzung finden sollte. Schließlich war der CLK (C208) gemeinsam mit dem Roadster SLK (R170) Teil einer Produktoffensive, mit dem Mercedes das Altherren-Image abstreifen wollte. Da passt ein Coupé gut ins Bild. Allerdings ist auch der Platz auf der Rückbank nicht wirklich berauschend. Auch der Einstieg in den Fond gestaltet sich als schwierig. Aber der beste Platz beim Mercedes CLK 55 AMG ist ohnehin vorne links.

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